Das Taschenmesser im Handgepäck und der Fotoapparat im Krankenhaus

In einer Notaufnahme eines deutschen Universitätskrankenhauses hat sich eine Handvoll Pflegekräfte zu einer großen Dummheit hinreißen lassen: sie fotografierten sich zusammen mit verwirrten Patienten. Nach dem Bericht der Aachener Zeitung haben sie dafür die Patienten auch geschminkt oder verkleidet und die „Selfies“ dann über WhatsApp untereinander ausgetauscht. Irgendjemand war das zu bunt und hat anonym die Klinikleitung informiert. Diese reagierte umgehend und kündigte die Pfleger fristlos. Zwar hat die Klinikleitung von einer Strafanzeige abgesehen, aber die Staatsanwaltschaft hat sich mittlerweile eingeschaltet und ermittelt ob dies als Straftat zu werten sei, zum Beispiel Nötigung oder Beleidigung.

Eine neue Dimension

Respektlosigkeiten gegenüber Patienten von Seiten des medizinischen Personals passieren jeden Tag hundert- wenn nicht tausendfach in Deutschland.

Der knallharte Arztroman: Samuel Shem´s „House of God“. Der Patient wurde zum GOMER (Get Out of My Emergency Room)

Es wird gewitzelt, gefrotzelt, bevormundet und verarscht. Meist unterschwellig, leider aber nicht selten auch sehr offen und direkt. Ich weiß wovon ich rede: ich habe 13 Jahre lang im weißen Kittel im deutschen Gesundheitssystem gearbeitet.
Zwar überspitzt, aber im Kern realistisch, sei auf den Klinikroman  „House of God“ verwiesen.

Nun kommt aber ein neuer, Aspekt hinzu: Smartphones stecken in jeder Kitteltasche – und dadurch auch eine Kamera. Respektlosigkeit oder Angriff auf die Würde kann nicht nur verbal, sondern auch durch digitale Medien erfolgen.

Früher wurde gegafft, heute wird gefilmt

Dabei handelt es sich um eine gesamtgesellschaftliche Entwicklung: passierte früher irgendwo ein Unfall, beklagten sich die Rettungskräfte, dass ihre Arbeit durch einen Pulk von „Gaffern“ behindert wurde, heutzutage wird zunehmend nicht mehr nur selber geschaut, sondern gleich mitgefilmt. Man bedenke: noch vor 10 Jahren hatte man, wenn man nicht gerade im Urlaub war, im Allgemeinen keine Fotoapparat, geschweige den einen Camcorder (so hieß das damals) dabei.

Hemmschwelle sinkt unter Null

Wir alle fotografieren und filmen mittlerweile so viel, dass sich immer seltener jemand darüber aufregt, wenn man ungefragt fotografiert wird. Fotografieren, gerade mit dem Smartphone,  ist zunehmend „erlaubt“ oder „geduldet“. Paradoxerweise haben die Bilder heutzutage eine viel höhere Reichweite: sie können, wie im aktuellen Fall, über Social Media verbreitet werden und außer Kontrolle geraten. Früher brachte man seinen Film zur Entwicklung und es gab nur einen Abzug. Dieser verschwand recht schnell in einem Schuhkarton fern ab der Öffentlichkeit.

Als ich in den neunziger Jahren meine Krankenpflegeausbildung machte, wurde uns beigebracht, dass Fotografieren von Patienten streng verboten sei. Zu der Zeit war Fotografie mein Hobby und ich hatte damals eigentlich immer einen Fotoapparat in der Tasche. Hat jemand im Krankenhaus gesehen, dass ich einen Fotoapparat im Rucksack hatte, stand ich gleich unter Generalverdacht. „Huch, aber du weißt, im Krankenhaus ist knipsen verboten! Und ja keine Patienten fotografieren“ hörte ich reflexartig und ermahnend. Eine Kamera mit in ein Krankenhaus zu nehmen war ein bisschen wie das Taschenmesser im Handgepäck im Flugzeug.

Handyverbot im Krankenhaus

Früher herrschte in jeder Klinik striktes Handyverbot. Dies konnte, wegen Druck von Patienten als auch Personal nicht aufrecht gehalten werden und verwässerte.

Früher herrschte in jeder Klinik striktes Handyverbot. Wegen fehlender Akzeptanz (von Personal wie Patienten) sind Mobiltelefone mittlerweile stillschweigend geduldet.

Als die Handys aufkamen, wurden diese umgehend in Krankenhäusern verboten. An jeder Eingangstür wurden entsprechende Schilder geklebt, besonders an Intensivstationen. Damals noch in der Befürchtung (oder dem Vorwand), das die Funkwellen Herzschrittmacher oder medizinische Geräte stören und so Schaden am Patienten erzeugen könnten.

Anfangs wurden Handys vom Personal ausgeschaltet und in der Umkleide im Spint gelassen, später diffundierten sie in die Pausenräume auf den Stationen. Heute werden sie ganz selbstverständlich in der Kitteltasche getragen.

Aus der Zeit, als die Handyverbote ausgesprochen wurden, waren die Geräte noch gar nicht mit Digitalkameras versehen. Nach den aktuellen Ereignissen könnte aber die Kamerafunktion zu einer neuen, reflexartigen Mobiltelefonverbotswelle führen.

Fazit

Ich möchte der Menschheit nicht das Smartphone weg nehmen. Auch nicht im Gesundheitswesen. Wenn sich nicht schnell das Bewusstsein jedes einzelnen ändert, werden dies jedoch sicher wieder „von oben“ angeordnet werden.
Daher finde ich die 5 fristlosen Kündigungen als vollkommen richtig: sie setzen ein Signal.
Es ist auch gut, dass die Meldung durch alle Massenmedien getragen wurde. Hoffentlich hat jeder, der im Gesundheitsbereich arbeitet, davon Notiz genommen.

Liebe Leute, es ist so einfach, und es muss wieder gelten:
Bitte nicht fotografieren!

Vielen Dank an Timo Mügge, der mich über einen Tweet auf den Fall aufmerksam machte.

Zusammenfassende Dokumentation re:health Sessions der re:publica 2014

Vom 6.-8. Mai 2014 fand in Berlin zum 8. Mal die re:publica tatt. Nach den Jahren 2009, 2010, 20122013 gab es auch in diesem Jahr wieder einige Sessions, die sich speziell mit Gesundheitsfragen auseinandersetzten.

An dieser Stelle möchte ich die Veranstaltungen so genau wie möglich dokumentieren. Im Aufbau, wird ständig ergänzt. Es folgen noch Fotos, Präsentationen etc. Stand: 15.Mai 2014.


Sessions


 Into the body – workshop

Sophie Hiltner
THE BLOGOSPHERE OF YOUR BODY PHYSICAL THERAPIST AND BA OF SOCIAL SCIENCES

Trained physical therapist and bachelor of social sciences. Specialization in lumbar and cervical problems resulting from office work and repetitive strain injuries. Trained massage therapists and cofounded a massageservice in Berlin before focussing on social sciences. In my social sciences and sociological studies (currently Masters programm in Potsdam) I concentrate on gender, health, medicinal and sports sociology.

Sessioninfo:

KURZTHESE: Let’s go back to nature – realize what the body needs, discover how to find that out and behave accordingly. This talk will provide an overview of body structures, organs and movement patterns. How to take good care of them and little life-hacks to integrate into daily life. Raising awareness for what matters most is one aspect of being an active part of the digital society. Writting is about expressing yourself, shouldn’t you be working in cooperation with your body then, who is expressing who you are all day long?

BESCHREIBUNG: Into the wild – going back to nature – meeting your insides. It does not matter if you are sitting or standing while creating your content for the web, most likely you are not moving much while writing, reading, researching. Sometimes you even forget the necessities of your body: while blogging about the injustice of natural reservations being destroid, your bladder screams in despair. Though your stomach is roaring of hunger you only want to finish the piece about the pizza place around the corner?! Why do we constantly ignore the needs of our bodies? The internet doesn’t forget, is a saying of our times, well your body neither. Especially movement patterns stick to you, well inside of you, and are reproduced on a daily basis. How are these patterns programmed into your body? Which are the most precarious structures? How can you prevent a total meltdown? The session will start with a brief overview of your bodies tissues to sensitize you for the upcomeing movements. The following excercises will help you to communicate with your body and raise your awareness for your needs. In addition to the talk and workout ideas I will give you some helpful excercises and awareness tips to integrate into your daily life and improve your posture apart from the usual „Go out and do sport!“ Comfortable clothing will be helpful since we will move 😉 It will not be a sweat-and-tears-work-out. Please don’t be shy, join us on a journey through yourself, relax and have fun to get to know your best companion (aka your body) in the world!



Health 2020 – How Science Fiction turns into Reality

Shari Langemak
MEDSCAPE DEUTSCHLAND
EDITORIAL DIRECTOR

Shari Langemak studierte Medizin an der Ludwig-Maximilian-Universität in München. Ihr praktisches Jahr absolvierte sie in München, London und Shanghai. Seit 2009 ist sie als Medizinjournalistin tätig, unter anderem für „Die Welt“. Derzeit arbeitet sie als Editorial Director für das Ärzte-Magazin Medscape Deutschland. Außerdem berät sie Start-ups als Mentorin bei dem Digital Health-Investor XlHealth. Zuvor war sie Medizinredakteurin beim Axel-Springer-Verlag und Beraterin für digitale Strategien im Gesundheitswesen.

Sessioninfo:

KURZTHESE: Joe is a man like you and me. He prefers watching action movies on Friday nights, rather than finishing a hard work week with hitting the gym. A healthy lifestyle isn’t quite his thing. He likes Gin Tonic and good red wine, chocolate with whole hazelnuts and burgers. Especially burgers. But luckily Joe has one advantage that all of us don’t have yet. He lives in the future. Not the far future, but in the year 2020. Six years later from now, healthcare will have improved extraordinarily. Let’s take a look at Joe’s daily life and find out what we can expect. BESCHREIBUNG: Joe’s story includes all major hopes of the health 2.0 movement:

  • telemedicine
  • big data
  • remote monitoring
  • genetic testing
  • new medical devices
  • social networks in healthcare


 Healthcare in the wild – welcome to the garage

Fredrik Debong
MYSUGR
CO-FOUNDER, COMMUNITY RELATIONS LEAD

As a cofounder and community relations guy at mySugr, I am proud to be changing the modern diabetes therapy for the better. Cofounded mySugr in 2010.Cofounded STARTEurope/Pioneers in 2008. Before that, it was rather boring 😉

Sessioninfo:

KURZTHESE: Healthcare is changing, and us with diabetes are the excited guinea pigs. We are also called the involuntary pioneers of the quantified self movement. The democratization of knowledge and cheap tools to reach millions enables us to affect change in health care – at a deeper level than ever before.

BESCHREIBUNG: Starting at the age of four, my life has been filled with needles and blood, test strips and vials, glucagon and hospital visits – and ordinary stuff like school, games, love, computers, the invention of the internet, skiing, beer and the introduction of smartphones. What happens when all this is mixed together? In this talk I’ll share a few stories from my life with a chronic disease – for instance how I changed the philosophy of my therapy by dressing it up as a game and what this has led to. What I learnt is now in the hands of over 100.000 people. I believe this is a great example of what is currently going on in healthcare – we are taking it into our garages, into our own hands. Since 2010 I am part of building a mobile health company which is seen as one of the best practice examples in digital health. My team and I have the opportunity of affecting the health and lives of millions of people! Yet when “expert laypeople” like us wield this kind of power there is something which comes with it – the responsibility for the life of every single user. It’s not an easy task if taken seriously; regulations and directives have to be met and followed – and these are not exactly put down in 140 chars. Is the world ready for this change? Is society? Are the authorities? Well, kind of, but it’s already out there.


 Möglichkeiten der Online-Kommunikation im therapeutischen und beratenden Kontext bei Autismus-Spektrum-Störungen

Katrin Moser

Ich bin 27 Jahre alt, Diplom-Theologin und Journalistin. Aktuell arbeite ich in Ostfriesland, schreibe für verschiedene Magazine und bin im Bereich Social Media unterwegs.

 

 

 

Guido Kopp
PSYCHOTHERAPEUTISCHE PRAXIS KOMMUNIKATIONSWISSENSCHAFTLER

Dr. phil. Guido Kopp Magister Psychologie & Kommunikation (Universität Essen) Medienpädagogischer Berater des Landes Niedersachsen (2010-2012) Ausbildung zum systemischen Berater (Niedersächsisches Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung) Heilpraktiker für Psychotherapie (HPG) Kinder-, Jugend- und Familienberater (Paracelsus Schule) Mitglied im Verband freier Psychotherapeuten

Sessioninfo:

KURZTHESE: In therapeutischen Kontexten ist die Arbeit mit autistischen Personen schwierig. Es zeigt sich aber, dass ein stark klientenorientiertes Vorgehen des Therapeuten Fortschritte bringt. Dazu gehören Analysen der einzelnen Wahrnehmungssituationen und eine auf Email verlagerte Kommunikation, welche die Sitzungen ergänzt. So ist eine Annäherung möglich, bei der soziale Irritationen vermieden. Auf dem Blog seinsdualitaet.de zeigen wir exemplarisch die einzelnen Annäherungsschritte in einer Beratung.

BESCHREIBUNG: In therapeutischen und beratenden Kontexten gestaltet sich die Arbeit mit Personen mit einer Autismus-Spektrum-Störung als schwierig. Aus der Praxis heraus zeigt sich jedoch, dass ein stark klientenorientiertes Vorgehen seitens des Therapeuten gerade bei Autisten im hochfunktionalen Bereich große Fortschritte im kommunikativen Verhalten ermöglichen. Dazu gehören ein Sich-Hinterfragen sowohl auf Seiten des Beratenden als auch des Klienten, klare Analysen der einzelnen Wahrnehmungssituationen und vor allem eine größtenteils auf Medien verlagerte Kommunikation (vor allem Email), die neben den Sitzungen der eigentliche Hauptbestandteil sein sollten. Auf diese Art ist es möglich, sich auf beiden Seiten anzunähern, ohne die für Autisten so schmerzlichen sozialen Irritationen zu provozieren und ein geschütztes, da nicht-nonverbales Umfeld zu schaffen. Auf dem Blog seinsdualitaet.de zeigen wir das Modell einer solchen Kommmunikation, schauen durch das Schlüsselloch bei einer Therapie und versuchen, die einzelnen Annäherungsschritte so nahe zu bringen, dass sowohl Autisten wie auch Nicht-Autisten daraus Möglichkeiten für therapeutische oder beratende Interventionen ableiten können. Dass diese Art der Kommunikation relativ schnell auch Fragen nach Wirklichkeitskonstruktionen aufwirft und damit in philosophische Tiefen führt, ist eher ein Nebenprodukt. Das Anliegen ist es, sowohl Therapeuten, Beratenden als auch Personen mit einer Autismus-Spektrum-Störung diese Form der Kommunikation näher zu bringen, vor allem aber modellhaft die Nutzung neuer Medien in therapeutischen Kontexten aufzuzeigen.


A nerd, an autistic boy and a mother develop an app.

Doreen und Max Kröber
LETMETALK

Lebensmotto: „Alles ist gut, solange du wild bist.“

Praxisnahe Bildungsbloggerin aus Berlin.

Mutter eines autistischen Kindes – mittlerweile Teenager – und das ist gut so.

Vorsitzende Bezirksschulbeirat Lichtenberg

Mitglied Landeselternausschuss Schule Berlin

Jens-Uwe Rumstich
APPNOTIZE UG
CEO

I am living in berlin, studied at the humboldt university, worked quite a while at idealo.de and have now my own company AppNotize for mobile smart phone or tablet apps

 

 

 

Ann-Sophie Gerth
@ANNAHBTC
STUDENTIN UND BLOGGERIN

Anna-Sofie Gerth ist Studentin der Sozialen Arbeit und Diakonik und lebt seit 2010 in Berlin. Ihre Leidenschaft ist es Themen der Sozialen Arbeit mit dem Internet zu verknüpfen und verschmelzen zu lassen.

 

Yoram Blumenberg
BUREAUBLUMENBERG
ART DIRECTOR AND GRAPHIC DESIGNER

… graphic designer and art director living in Berlin specialized in print and web design — with a passion for music, movies and monsters.

 

Sessioninfo:

KURZTHESE: „All autists can speak, they are just too shy.“ („Alle Autisten können sprechen, sie sind nur zu schüchtern.“) by Max, 12 year old autistic boy BESCHREIBUNG: Deine Idee: Im Mai 2012 entstand aus einer persönlichen Notsituation heraus die Herzensidee: Eine kostenlose Kommunkationsapp (TalkerApp) zu entwickeln sowie herzustellen für Androidgeräte. Zunächst gedacht zum Einsatz u.a. bei autistischen Kindern insbesondere in Notsituationen, aber auch für andere Menschen die Unterstützung in der Kommunikation bedürfen. Es gab solche wichtige Applikation im Mai 2012 ausschliesslich kostenpflichtig für Applegeräte, somit nicht für jeden erschwinglich und/oder erreichbar. Deine Vision: Eine professionell erstellte App (TalkerApp) für Androidgeräte die für jeden kostenfrei zu erhalten ist. Dein Projekt: Ohne finanzielle Mittel sehr gute Programmierer sowie sehr gute Designer für die Idee begeistern und einspannen, verständliche Piktogramme erstellen oder finden (CC) für die App usw. Es ist geglückt: Seit Dezember 2013 befindet sich die App LetMeTalk im PlayStore und das Projekt ist noch lange nicht zu Ende:) Alles wurde Pro Bono und Non Profit erreicht. Der autistische Junge hat von Anfang an seine Ideen eingebracht und hat uns in der Betaphase sehr unterstützt. Er war sehr kritisch und nicht kompromissbereit, denn er hatte genaue Vorstellungen was die App alles beinhalten soll an Funktionen und wie genau sie zu arbeiten hat, um effektiv für autistische Kinder (insbesondere für ihn) zu sein. Er war zu Beginn des Projektes 12 Jahre alt. Unsere Session wird mehrsprachig (DE und ENG) von mehreren Sprechern gehalten. Unsere Speaker beschreiben die gesamte Entwicklung der App, die Geschichte die hinter der Geschichte steckt, und den Wahnsinn die PR auch noch alleine und kostenfrei auf die Reihe zu bekommen.


Cyborgs, sechste Sinne und selbstaufgerüstete Untote. Wer entscheidet, was ein Körper kann? 

Stefan Greiner
TU BERLIN
WISSENSCHAFTLICHER MITARBEITER

Nachdem viele Kabel gelötet wurden und Elektrotechnik im Vordergrund stand, schließlich entschieden das Ganze mit dem Menschen zu verknüpfen. Herausgekommen ist ein Studium und wissenschaftliche Mitarbeit an der TU Berlin im Bereich der Mensch-Maschine Interaktion (Human Factors) sowie eine Vereinsgründung zum Thema der Mensch Maschine Verschmelzung (Cyborgs e.V.) mit weiteren Hackern, Nerds, Philosophen und sonstigen Mischwesen.

Nadja Buttendorf
CYBORGS E.V.
FOUNDING MEMBER

Nadja Buttendorf is a visual artist and a founder member of the cyborgs e.V. Her works are oscillating between the digital and the analog world, they are mainly circeling about the changing concept of the humanbody related to the ideas of the posthumanism/transhumanism and cyborgism.

 

Max Hoppenstedt
VICE / MOTHERBOARD
REDAKTIONSLEITUNG

 

 

Sessioninfo:

KURZTHESE: Wenn sich enthusiastische Selbstaufrüster, Techno-Optimisten jeglicher Couleur und Citizen Scientists in die Arbeit der Life Sciences einmischen, dann wird die Auseinandersetzung darum, was ein Körper kann und darf auch zu einer Frage technologischer Selbstbestimmung. Transhumanismus und Cyborgism sind somit nicht nur ein neues ästhetisches, ethisches und köperpolitisches Kampffeld, sondern nebenbei auch ein Paradebeispiel der gegenseitigen Befruchtung von Popkultur und Wissenschaft, von Fiktion und Wirklichkeit.

BESCHREIBUNG: Cyborgs waren noch vor wenigen Jahrzehnten nicht viel mehr als ein kybernetisches Fernziel, faszinierend-beängstigendes Hollywood-Robotermodell oder utopisches Idealbild à la Donna Haraways techno-feministischem Cyborg Manifest. Inzwischen arbeiten längst die verschiedensten Akteure an der Verwirklichung kybernetischer Organismen, während die (in)kompatible Symbiose von Mensch und Maschine mehr denn je zu gesellschaftlicher Realität und Imperativ geworden ist. Dazu tragen nicht nur die neuesten Gadgets der Wearable Technology oder die Allgegenwart von Smartphones und Datenwolken bei, sondern auch so unterschiedliche Entwicklungen wie das Quantified Self Movement, die Anhänger von Ray Kurzweils Konzepten technologischer Singularität oder die Bastler des Bio-Hackings. So sind beispielsweise Fingermagneten, die dem Körper einen sechsten Sinn einbauen längst eine Standardprozedur für angehende Cyborgs und nur ein erster Schritt für die Implantationsideen geneigter Selbstaufrüster. Stefan Greiner und Nadja Buttendorf vom Berliner Cyborg e.V. werden dabei im Gespräch mit Motherboard Chefredakteur Max Hoppenstedt die Implikationen von Maschinenbau am Menschen diskutieren, ihre Visionen kommunikativer Cyborgs vorstellen und versuchen, die verwirrende Welt der Entgrenzung des Menschen zu verstehen: Vom Vordringen des Internet of Things in die physische Hülle des Menschen und Apps zum Fitnesstracking oder der Schlaf- und Traumdeutung zur persönlichen Performancesteigerung, über zutrauliche Brain-Computer-Interfaces, die Mittelchen und das Hirndoping der posthumanistischen Bewegung, die verschiedensten Facetten eines sechsten Sinns und die Normalität der Chirurgie als ästhetische Botox-Disziplin und die ambitionierte Abnormität von Cyborgism.


 

Laptop Yoga Annina Luzie Schmid

Bloggerin, Autorin, Ashtangi. Politikwissenschaftlerin (M.A. King’s College, London), “Fachpraktikerin für Massage, Wellness und Prävention” und Absolventin des Ashtanga Yoga Assistant Teacher Trainings ihres Lehrers David Robson. Geboren 1983 in Zürich. Nach verschiedenen Stationen in Frankfurt am Main, Auckland, Kuala Lumpur, London und Berlin derzeit wohnhaft in Toronto. Sessioninfo:  KURZTHESE: „Soon, silence will have passed into legend. Man has turned his back on silence. Day after day he invents machines and devices that distract humanity from the essence of life, contemplation, meditation.“ (Hans Arp) BESCHREIBUNG: ‚Laptop Yoga‘ reloaded – nach einer kurzen Runde Bewegung wenden wir uns der Wildnis unserer Gedanken zu. Was macht das Netz mit unserem Innenleben? Und was hilft gegen das nervöse Blinken im Kopf (außer Bier)? Keine Vorkenntnisse oder Utensilien notwending. Von Vorteil: Bequeme Kleidung, Abenteuerlust.



Pressespiegel / Blogosphäre


 In Arbeit, wird ergänzt…

motherboard.vice.com“Re:Publica 14 schlägt sich mit 250 Programmstunden durch die virtuelle Wildnis“, 3. Mai 2014

Radioeins des rbb: „re:health-Sessions – Diabetes-Games, Autisten-Apps und Cyborgs„, 5.Mai 2014

spiegel.de:“LetMeTalk-App auf der re:publica: Max spricht in Bildern„, 7. Mai 2014

zeit.de:“AUTISMUS-APP – Lass mich sprechen, 7.Mai 2014

rbb Abendschau:“re:publica: Richtig abschalten, 7.Mai 2014

breitband.deutschlandradiokultur.de“Kommunikation ohne Barrieren, 7.Mai 2014

BR.de:“Re:health – Wie aus Science Fiction Realität wird, 7.Mai 2014

taz.de:“re:publica 2014, der 2. Tag – Der Magnet im Ringfinger,7.Mai 2014

bpb.de“Der sechste Sinn des Lebens, 7. Mai 2014

MZ-wed.de:“RE:PUBLICA 2014 – Eine Biene stürzt ab und Google ist schuld,7.Mai 2014

ksta.de:“DIE RP14 IN DER ZUSAMMENFASSUNG – So war Tag zwei der re:publica, 7.Mai 2014

blog.naurath.de:“re:publica14 – Into the body from Aimee-Sophie Hiltner, ‏@SophieHiltner, 7.Mai 2014

re:publica 2014 Reader „#rp14rdr – 2.Tag, 8.Mai 2014

faz.net:“Internetkonferenz Republica – Der Zasterlaster mit den Wodkalarven, 8.Mai 2014

t3n.de:“Laptop-Yoga: Einfache Tricks für mehr Entspannung im Büro [#rp14]“, 8.Mai 2014

marketingdirecto.com“LetMeTalk, la app que da voz a las personas autistas, 8.Mai 2014 (Artikel in Spanisch)

digitalmediawomen.de“Pläne und das Leben, re:publica 2014 – so war Tag 2, 8.Mai 2014

mslgroup.de:“#rp14: Survival of the Connected? #rehealth auf der re:publica 2014, 9. Mai 2014

boersenblatt.de“re:publica 2014 – Auf dem Weg zur Gesellschaftskonferenz, 9. Mai 2014

silke-jaeger.de:“re:publica 14 – virtuelle Ersatzveranstaltungen, 10. Mai 2014

insulinaspekte.de“re:health, 13.Mai 2014

lieblinsfehler.de“Der Versuch eines Rückblicks #rp14, 13.Mai 2014

amyslove.com“re:publica 2014 – Ein Rückblick, 13. Mai 2014

Kommunikation der re:health durch die re:publica:

Teaser rp-Blog:“re:health – von #t1d, Autisten und Cyborgs, Ende April 2014

Pressemitteilung:“re:publica 2014: Das Konferenzfestival beginnt„, 5. Mai 2014



Fehlt was?! Gerne Hinweise auf weitere Erwähnungen, Bilder, Videos etc.! Bitte an info.ät.medizin-und-neue-medien.de senden, vielen Dank! Dokumentation wird ständig ergänzt. Aktueller Stand: 15. Mai 2014, 10 Uhr.

Weitere Artikel zur re:publica auf medizin-und-neue-medien.de hier.

„I´m a patient and I want to be heard“ – Die Geschichte von der 15-jährigen Morgan Gleason


Am 22. Januar 2014 ließ sich die 15-jährige Morgan Gleason aus Florida während eines Krankenhausaufenthaltes spontan von ihrer Mutter filmen und sie luden das Video auf Youtube hoch. Darin berichtet Morgan, wie sie sich als Patientin fühlt. Das man sie nicht schlafen lässt, ihr nicht sagt was man mit ihr vor hat oder ihr ohne Vorwarnung eine Nadel in eine Vene jagt.

Diese authentische, klitze-kleine Wortmeldung einer „Nobody“ sollte ein beachtliches Echo bekommen. Bereits am Tag darauf berichtete Forbes über das Video und bemerkt, dass Morgan „absolutely nails, what ´patient centred´ is- and isn´t„. Eine Woche später greifen Time („Watch 15-Year-Old Tell Doctors How to Care„) und Huffington Post („Teen’s Epic Monologue Will Change How You View Hospital Patients„) das Thema auf und betten ebenfalls das Youtube-Video auf ihren Seiten ein.
Über 50.000 mal wurde das Video darauf hin in den ersten 2 Wochen gesehen. Sie wurde zu einer Online Diskussionsrunde der Stanford University eingeladen, gab Radio Interviews und trat als Gast-Blogger auf.

Nicht unerheblich für den Erfolg ist natürlich Morgan´s jugendliches Alter: hätte der Pressesprecher einer X-beliebigen Patientenorganisation ein Video mit ähnlichem Inhalt erstellt, wen hätte das interessiert?!

Von der „heilen Welt“ zur „kranken Welt“

„I love horses. I was a chearleader“.  (Quelle: http://morgangleason.com/)

 

Morgan beschreibt sich selbst als ein ganz normales, amerikanisches Mädchen. Sie liebt Pferde, wohnt in Florida und war als Cheerleaderin aktiv.

Doch im Alter von 11 Jahren ändert sich alles: die seltene Krankheit Juvenile Dermatomyositis wird bei ihr diagnostiziert. Sie fühlt sich zunehmend schlapp, bekommt Fieberschübe und Muskelschmerzen. Die „Karriere“ als Cheerleader ist erledigt. Es beginnt eine Odyssee von Arztbesuchen, Klinikaufenthalten und langen Medikationslisten. Die 4 Jahre als Patientin gingen nicht spurlos an ihr vorbei. “ I have a lot of experience in the healthcare world“, fasst sie es auf ihrem Blog zusammen.

Über Nacht zum Star

Angestachelt von Rummel um sie möchte Morgan nun mit Hilfe von Social Media die Welt verbessern. Sie hat jetzt einen eigenen YouTube Channel, ein Twitter Account und einen eigenes Blog.

Es ist Morgan zu wünschen, dass sie sich am Sternenhimmel halten kann und nicht zur Sternschnuppe wird. Denn das Internet ist kurzlebig. Eine Medienwelle kommt und verebbt auch wieder.Die Kurve der Views des Videos „I´m a patient and I want to be heard“ hat sich stark abgeflacht.Die neueren Videos kommen ohne eine Verlinkung durch Forbes & Co. von vorne herein nur auf wesentlich geringere Views. Das folgende Video „Update from Morgan“, wo sie ihre Ziele formuliert, steht seit einem Monat im Netz und hat aktuell „gerade mal“ 1.000 Views:

Wie geht es weiter?

„I´m a patient and I want to be heard“ ist ihr Motto. Wird sie weitere Wellen schlagen? Oder ist sie bald schon wieder „die Patientin, auf die keiner hört“?

Wie die Geschichte von Morgan weiter geht, wird man am ehesten hier lesen können: morgangleason.com.