E-Health-Nachhilfe aus dem Hörsaal

eHealth-use-under-cc-3_0-tobias-neiseckeDer Anfang des Jahres vorgelegte Referentenentwurf für das sog. „E-Health-Gesetz“ sorgt für ziemlich viel Wirbel. Jeder mit Rang und Namen hat sich mittlerweile dazu geäußert. Anfangs habe ich die Reaktionen auf den Gesetzesentwurf genaustens verfolgt und  akribisch die einzelnen Statements zusammen getragen. Dann war eigentlich alles gesagt und es wurde langweilig. Die Namen der Verbände, die sich noch zu Wort meldeten, wurden immer unbekannter. Andere wiederum, die das Thema scheinbar unbedingt besetzen wollen, jagen wie am Fließband eine Stellungnahme nach der anderen raus.

Doch jetzt sollte es noch einmal spannend werden: wie die Ärztezeitung berichtete, haben sich 2 Nachwuchsmediziner den Gesetzesentwurf genauer angesehen und in einem Essay „seziert“.Es handelt sich dabei um die beiden Studenten Jesaja Brinkmann und Pascal Nohl-Deryk, die sich selbst als Digital Natives bezeichnen. „Der Blick einer neuen Medizinergeneration auf Telemedizin und das Arztsein im Internetzeitalter“ haben sie ihr Essay betitelt. Einen Monat vorher wurde die Idee auf Twitter geboren und anschliessend konsequent in die Tat umgestzt.

Frisch, frei und konstruktiv

Der Artikel hat mich so sehr beeindruckt, dass ich erstmalig ein Kommentar unter einen Artikel auf aerzte-zeitung.de gesetzt habe: „Es hat bisher etwa 40 Stellungnahmen zum Referentenentwurf für ein E-Health-Gesetz gegeben. Dieses Essay von 2 Medizinstudierenden sticht meiner Meinung nach heraus: die erste Stellungnahme, die nicht eingefärbt ist durch Partei-, Organisations-, oder Verbandsinteressen.“

Eine erfrischende Abwechslung also zu den obligatorischen Pressemitteilungen aus den PR-Abteilungen der großen Interessenvertretungen. Hier melden sich diejenigen zu Wort, deren Studienabschluss mit der „Life-Schaltung“ des Gesetzes nahe zusammen fallen könnte und somit Auswirkung auf ihre gesamte Laufbahn haben wird.
Die  „Digital Natives-Docs“ als neue Stakeholder?! Sie betrachten es jedenfalls auch aus der „Endverbraucher-Perspektive“. Ihre Erfahrungen, Erwartungen und Einschätzungen in Bezug auf Software und IT Anwendungen sollten nicht unterschätzt werden. Sie zeigen sich kritisch, sind aber grundsätzlich aufgeschlossen und konstruktiv. Das erlebt man so in dieser Form selten aus der Ärzteschaft. Ich überspitze mal bewusst und konstruiere als entsprechendes Pendant das Bild des Altmediziners, der sich „nicht noch kurz vor dem Ruhestand“ mit Telemedizin und eHealth auseinander setzen will und daher mit den „ewig gestrigen Argumenten“ mauert.

Es geht mir hier weniger um die in dem Essay dargelegten Inhalte. Ich teile auch viele ihrer Ansichten nicht. Es geht mir darum, ihnen dafür Respekt zu zollen, dass sie sich und damit „die neue Medizinergeneration“ in die Diskussion einbringen.

Wirtschaftsrat der CDU ruft Bundesfachkommission Digital Health ins Leben

Logo des Wirtschaftsrat DeutschlandEs wird ja immer doller, wer sich in Deutschland dem Thema #DigitalHealth annimmt. Nun hat der Wirtschaftrat, ein CDU-naher Lobbyverband, die Bundesfachkommission Digital Health eingerichtet. Der Wirtschaftsrat hatte bereits seit langem eine Bundesfachkommission für Gesundheitswirtschaft, mit dem die neue Kommission auch eng zusammenarbeiten wird. Vorstand ist kein Unbekannter: Frank Gotthardt, CEO des Health IT Giganten CompuGroup Medical AG (kurz: CGM).

xlhealth-logo-245x70-1Frank Gotthardt sitzt im Aufsichtrat von XLHealth, einem auf digitale Gesundheit spezialisiertem Investor. Der Kreis schließt sich, denn die CompuGroup Medical ist XL Health´s „strategischer Kooperationspartner„. Und vermutlich, zumindest zu einem großen Anteil, auch der Kapitalgeber. Geplant waren 50 Millionen in 3 Jahren zu investieren. Dieser Zeitraum ist mittlerweile etwa zur Hälfte verstrichen. Geld sollte aber noch genug im Topf sein: Mit erst 4 Portfolio-Unternehmen läuft die Verteilung des Wagniskapitals eher schleppend. Das liegt vermutlich nicht am XL HEALTH Team: Sie sind überall in der Szene präsent und durchkämmen permanent den Markt.
Ist etwa das Angebot an soliden Ideen im Digital Health Bereich, die einer Risikoprüfung stand halten können, geringer als initial angenommen?! Zwar gibt es aktuell einen Hype um digitale Gesundheitsanwendungen, gleichzeitig schaffen es viele von ihnen nicht über Hemmnisse und Hürden durch bestehenden Gesundheitsstrukturen oder rechtlichen Rahmenbedingungen. Und auch die vermeintlichen Zielgruppen, seien es Patienten oder Ärzte, haben erst mal ihre Vorurteile und Vorbehalte gegen die neuen Technologien. Sie sind, in der Masse betrachtet, nur bedingt Digital Health gegenüber aufgeschlossen. Da kann ein bisschen Lobbyarbeit nicht schaden (und ist natürlich auch völlig legitim).

Link zur Trend-Zeitung

Schon mal was von der „Trend Zeitung“ gehört? Nein? – Ich vorher auch nicht. Und doch: hier stand es zuerst!

Zwar hat es die Digital Health Kommission noch nicht in der Liste der Bundesfachkommissionen auf der Wirtschaftsrats-Webseite (Stand: 15.01.2015) geschafft, angekündigt wurde sie aber bereits im Oktober in einem ausführlichen Artikel in der „Trend – Zeitung für Soziale Marktwirtschaft„. Die Postille ist die Mitgliederzeitschrift des Wirtschaftsrates und hat, zumindest optisch, schon mal jeden Trend der letzten 25 Jahren verpasst. Geschrieben ist der Artikel von Herrn Gotthardt persönlich. Er breitet die altbekannten großen Herausforderungen des Gesundheitswesens (Fachkräftemangel / Stadt-Land-Gefälle / Alternde Gesellschaft / Finanzierbarkeit des Systems) aus und sieht Digital Health als die „Chance“ und „großen Wurf“. Es folgt eine lange Vorschlagsliste an Maßnahmen. Diese decken sich größtenteils mit Zielen von Verbänden wie der DG Telemed, dem BiM oder dem VdigG. So ganz am Rande bemerkt: Die formulierten Forderungen und Maßnahmen der Fachkommission passen übrigens auch prima zur Produktpalette der CompuGroup.

Man könnte fast vermuten, die Fachkommission Digital Health wäre eine One-Man-Show. Nun hat aber der Bundesverband der Krankenhaus IT Leiter (kurz: KH-IT) bekannt gegeben, dass sie bei der Bundesfachkommission Digital Health mitwirken dürfen. Der KH-IT teilt auch mit, dass 4x im Jahr Sitzungen stattfinden sollen und die Auftaktsitzung der Bundesfachkommission für den 06.02.2015 geplant ist. Als Schwerpunktthema wird „Das E-Health-Gesetz – Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung in Deutschland“ angegeben.

Wer neben dem KH-IT noch zur Mitarbeit eingeladen wurde konnte ich auf die Schnelle nicht recherchieren.

#DigitalHealth auf Deutsch – „Verband digitale Gesundheit“ ins Leben gerufen

Neu am Start: der Verband digitale Gesundheit (VdigG)

Neu am Start: der Verband digitale Gesundheit (VdigG)

Etwa 2 Jahre ist es her, da wurde der Bundesverband Internetmedizin (kurz: BiM) gegründet, nun tritt ein weiterer Verband in Erscheinung: Der Verband digitale Gesundheit (nicht ganz so kurz: VdigG). Am 28. August findet die erste Veranstaltung unter dem Titel Digitale Gesundheit – Chancen neuer Technologien für Gesundheit und Gesundheitswesen statt.

Gut strukturiert und breit aufgestellt

Die Webseite und deren Inhalte hinterlassen bei mir einen guten 1. Eindruck.Die Idee hinter dem Verband und was man gerne machen möchte wird verständlich dargelegt. Beachtenswert: hinter dem Verband stecken, gleich von Tag 1 an, ein duzend Köpfe. Dabei ist jedem der Zwölf auch gleich ein Ressort zugeordnet.

Dr. rer. med. Ralf Belusa – Wearables & Sensoren
Dr.-Ing. Felix Cornelius – Schnittstellen
David Ermes – Internationale Kooperationen
Paul Hellwig – Datensicherheit & Datenschutz
Johannes Kalläne – Recht
Dr. med. dent. Rolf Koschorrek – Politik
Radek Koslowski – Produktentwicklung
Lars Lindemann – Verbände
Sascha Rasmussen – Standards & Protokolle
Kai Rieke – Online Marketing
Dr. med. Philipp M. Schäfer – Medizin & Gesundheitswirtschaft
Juliane Zielonka – Start-Ups & Entrepreneurship

Die Macher vom Verband digitale Gesundheit (VdigG)

Hallo wir sind das Team vom VdigG und machen #DigitalHealth. (Screenshot Webseite vdigg.de vom 25.8.2014)

Deutlich wird: die meinen es ernst. Man wird in Zukunft sicherlich einiges vom Verband digitale Gesundheit hören.

Der unsichtbare BiM

Auch wenn auf Twitter postuliert, handelt  es sich bei dem VdigG nicht um den ersten Verband für Digital Health in Deutschland.

Es gibt ihn noch: den Bundesverband Internetmedizin. Vor einiger Zeit hatte ich mich schon mal kritisch mit ihm auseinander gesetzt und einige Schwachpunkte aufgezeigt. Es hat sich einiges getan, und die Macher sind bestens vernetzt und bauen weiter ihre Kontakte aus, die sicher den Mitgliedern zu Gute kommen werden. Besonderer Draht besteht zu Kostenträgern und Ärzteverbänden. Aber die Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit nach außen bleibt weiterhin schwach. Der letzte Tweet sendet Weihnachtsgrüße- für 2013 – wohlgemerkt (Stand: 26.08.2014).


Statt dessen wurde auf der BiM-Webseite ein Twittermodul implementiert, wo die Tweets einiger BiM Mitglieder aggregiert werden. An sich eine nette Idee. Wenn man dort aber lesen muss, wer gerade wo in welchem #ICE festsitzt oder welches Fußballspiel gerade geschaut wird, bringt das nicht gerade die Internetmedizin nach vorn.

Man beachte: es hat (meines Wissens) noch nie eine durch den BiM organisierte, öffentliche Veranstaltung gegeben [Edit: Im Rahmen des conhIT-Networking Programms gab es den Event „Internetmedizin: Die Zukunft hat begonnen„]. Vermutlich hat der BiM verschlafen, als „First Mover“ klar die Position des Verbandes für „Digital Health“ in Deutschland zu besetzen. Wäre er deutlicher in Erscheinung getreten, hätte sich der VdigG vielleicht gar nicht gegründet. Nun haben wir den Salat: 2 Verbände, die um die Gunst der überschaubaren Neuen Deutschen Welle der digitalen Gesundheitsenthusiasten buhlen. Leider bündelt das allerdings nicht die Kräfte der Szene, sondern zerstückelt sie.

Matchpoint: BiM

Im stillen Kämmerlein hat der Bundesverband Internetmedizin in diesem Jahr fleißig Mitglieder gesammelt. Allein im August sind es 4 neue Mitglieder, die auf dem Blog vorstellt werden. Die 3 Sahneschnittchen und Vorzeige-Startups GodermaCaterna, Novego haben sich ebenfalls diesen Sommer für den Bundesverband entschieden.
Dies spült frisches Geld in die Vereinskasse und wird den BiM vermutlich zu noch mehr Aktion motivieren.

Der VdigG mit ambitionierten Mitgliedsbeiträgen

Und wo wird man nun Mitglied? Wer auf den Preis schaut, landet beim BiM. Für einen neu gegründeten Verband ohne Referenzen bittet der VdigG ganz gut zur Kasse. Aber: die VdigG-Beitragliste ist nicht so ganz klar definiert und regt durch die Reihe von Sternchen und Sonderregeln zum feilschen an;-)

Mitgliedsbeitrag Bundesverband internetMedizin für einvelpersonen und Gesellschaften

Mitgliedsbeiträge Verband digitale Gesellschaft für einzelpersonen, Startups und OrganisationenOhne Zweifel: es herrscht gerade ein reges Interesse von vielen Seite am Thema #digitalhealth. Diverse meetup-Gruppen haben beachtliche Mitgliedszahlen sammeln können.

Berlin Quantified self  (781 Members)
Berlin Health 2.0 ( 605 Members)
STEM 4 Health Berlin (Grants4Apps) (341 Members)
Hacking Health Berlin (141 Members)
Berlin Diabetes and digital Technology (50 Members)

Ihres Events bringen es mittlerweile locker auf 100+ Besucher.
Neuer Rekord: mindestens 250 Besuchern beim Kick-off Grands4Apps Accelerator 2014.


Es stellt sich aber die Frage: wie hoch ist die Conversion Rate von Besuchern der der unzähligen kostenlosen Veranstaltungen zu zahlenden Mitgliedern in einem Verband? So werden VdigG und BiM wohl weiter in Vorlast gehen müssen, in der Hoffnung, dass sie sich irgendwann einmal selber tragen. Dies könnte auch der Grund dafür sein, warum der BiM bisher an Öffentlichkeitsarbeit „gespart“ hat.

Fazit

Ich sehe Potential und Nachfrage für einen „Digital Health-Irgendwas“-Verband in Deutschland. Für Einen meine ich, für Zwei wird die Luft schon ziemlich eng werden.
Daher hoffe ich, dass die beiden Verbände aufeinander zu gehen werden und „die Köpfe zusammen stecken und  gemeinsame Sache“ machen.

Wenn jeder sein eigenes Süppchen kocht, bringt das den eigenen Verband, nicht aber die große Sache an sich (nennt es digitale Gesundheit oder Internetmedizin) in Deutschland voran.

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Logo des Bundesverband Internetmedizin BiM

Das Logo vom Bundesverband Internetmedizin (kurz:BiM). Warum ist das „i“ eigentlich klein?!

Am 23. November 2012, also vor über einem Jahr, wurde der Bundesverband Internetmedizin (kurz: BiM) ins Leben gerufen. Erst mal Herzlichen Glückwunsch nachträglich!
Ich sehe deutlich Potential für einen derart gearteten Verband in Deutschland und ich begrüße, „dass es überhaupt endlich mal einer gemacht hat“. Wenn der BiM dieses Potential aber für sich gewinnen will, muss er sich aber ran halten.
Ich habe den Verband von Anfang an sehr genau beobachtet und es ist an der Zeit Resümee zu ziehen. Meine Erwartungen hat er jedenfalls bisher nicht erfüllen können.

Internetmedizin – Was ist das?

Das habe ich mich als Erstes gefragt. Internetmedizin? Begriff noch nie gehört. Kein Wikipedia Eintrag. Auch kein englischsprachiges Pendant.  Auf der Webseite des Vereins findet sich unter Ziele ein Erklärungsversuch, der wage erahnen lässt, was gemeint sein könnte. Ein Blick in die Satzung (vom 23.11.2011(?!), vermutlich 23.11.2012 gemeint): „Zweck des Vereins ist die Förderung, der Informationsaustausch, die Selbstkontrolle und die Interessenvertretung der Internetmedizin in Deutschland und deren internationale Vernetzung“. Da ist es wieder, dieses undefinierte Unwort, das sich gebetsmühlenartig durch die gesamte Kommunikation des Verbandes zieht.

Der Begriff Internetmedizin spricht natürlich für sich, und jeder kann sich wohl etwas darunter vorstellen. Aber vielleicht nicht jeder das Selbe. Der Begriff soll scheinbar als großen Rundumschlag alles abdecken, was irgendwie mit Internet und Medizin zu tun hat. Und alles darüber hinaus, und dann auch wieder nicht. „Nutzlose Gesundheitstipps“ braucht natürlich keiner und alles bitte schön „seriös“.

[Edit 01.04.2014: Es gibt mittlerweile eine Definition „Internetmedizin bezeichnet die interaktive Vorbeugung, Erkennung und Behandlung von Krankheiten und Verletzungen unter Nutzung des Internets und seiner Applikationen“. Quelle: Interview veröffentlicht am 18.03.14 auf healthbytes.de]

Die Macher des Verbandes

Ein weiterer Erklärungsansatz findet sich auf einer externen Seite, verfasst von Markus Müschenich, einem der Vorstände des Verbandes. In diesem Artikel wird versucht, eine Entwicklung von Telemedizin über e-Health zur „Internetmedizin“ auf zu zeigen, dabei aber die Begriffe Telemedizin und e-Health, sagen wir mal, sehr individuell für sich auslegt. Die Story von der Internetmedizin als letzten Evolutionsschritt von Technologie im Gesundheitswesen hat schon bei der Präsentation auf der re:publica13 Verstörung bei mir hervorgerufen.

Nun gut, nehmen wir den Begriff „Internetmedizin“ mal als gesetzt hin, und wer in benutzen möchte, kann dies gerne tun. Mir drängt sich nur der Verdacht auf, man wolle etwas neues, quasi eine „eigene Marke“ produzieren. Wir sind Pabst. Wir sind Internetmedizin. Ein weiteres Vorstandsmitglied der Anwalt Sebastian Vorberg, bezeichnet sich selber auch gleich als „Spezialist für Internetmedizin“.


Wer sich ein Bild machen möchte, dem sind auch die weiteren Videos in seinem Youtube-Channel empfohlen, zum Beispiel Internetmedizin ist käuflich.

Im Zusammenhang mit dem Verband sind öffentlich in Erscheinung getreten u.a. noch der Urologe Jens Orthmann und als Institution die Ärztegenossenschaft Nord eG.
Was meines Ermessens in der Gründer- und Vorstandsriege allerdings fehlt, ist Player mit fundiertem technischen Know-how, zum Beispiel der IT-Leiter (CIO) eines IT/Internet-Unternehmens im Gesundheitsbereich oder ein Medizininformatiker.

Und ein weiteres Loch klafft: wo sind Wissenschaft und Forschung? Die Deutsche Gesellschaft für Telemedizin (DGTelemed) bindet diese klar mit ein und auch bei der Deutsche Gesellschaft für Gesundheitstelematik (DGG e.V.) sind solche Tendenzen feststellbar. Oder zielt man beim BiM auf reine Industrie-Lobby-Arbeit a la Bundesverband Gesundheits-IT (bvitg e.V.) ab?

Was wurde erreicht? 

Die Ziele (siehe Link oben) sind ehrgeizig aber an sich alle ganz ok. Bisher fehlt aber jeder Hinweis, inwiefern an diesen Zielen gearbeitet wird oder ob sich schon Resultate ergeben haben. „Der Weg des deutschen Gesundheitswesens ins Internet bedarf enger Kooperation und Gesprächsoffenheit aller beteiligten Player. Der Bundesverband Internetmedizin (BiM) soll sich hierfür zu einer zentralen Plattform entwickeln“, ist auf der Webseite zu lesen. Vielleicht kann man im 1. Jahr des Bestehens nicht allzu viel erwarten, aber Ansätze sollten doch deutlich werden. Schließlich setzt sich ein Verein aus Mitgliedern zusammen, die eine Beitrag bezahlen (Einzelperson: 75€, Unternehmen/Institutionen je nach Größe zwischen 175-1.000€ pro Jahr) und dementsprechend auch Anspruch auf ein Feedback haben. Und auch das potentielle Neumitglied könnte durch sichtbare Aktionen, einschließlich mir, von einer Mitgliedschaft überzeugt werden.

Quo vadis, BiM?!

Der Vorstand Müschenich ist seit jeher auf diversen Veranstaltungen im Gesundheitswesen präsent und vertritt dort gerne die Position des Outlaws und fällt durch spektakuläre Äußerungen auf. Zitat vom 9. Gesundheitskongress zur Zukunft des Gesundheitswesen in Deutschland: „Am besten wäre eine gezielte Sprengung!“. Vertrauen bei Kostenträgern und Leistungserbringern wird dadurch sicher nicht geweckt, obwohl man die ja gerne als Mitglieder im Boot hätte (und vermutlich auch bräuchte). Bild in meinem Kopf: Müschenich als Anführer einer jungen wilden Generation, die das Gesundheitssytem endlich grundsätzlich verändern und in die Jetztzeit holen will? So ein bisschen Chaos Computer Club (CCC) und Piraten für das deutsche Gesundheitswesen? Gerne, warum nicht. Aber warum dann so ein biederes „Bundesverband-Konstrukt“ ? Also martert mich wieder die Frage: was wollen die nun eigentlich? Der CCC hat seine Ziele von Anfang an gewusst und ist sich bis heute treu, die Piraten sind an ihrem unklarem Profil gerade von den Wählern abgestraft worden.

Fazit

Der BiM bleibt einer klaren Definition schuldig, was Internetmedizin ist, geschweige denn, wie sie sich von anderen Begriffen abgrenzt, zum Beispiel Telemedizin oder e-Health. Mal werden die Begriffe „gebashed“, dann wieder an anderer Stelle für sich eingenommen.

Die geleistete Arbeit ist für einen „Bundesverband“ etwas dünn. Das wäre ok, wenn man sich etwas dezenter betitelt hätte (sowas wie „Verein zur Förderung der Internetmedizin e.V“). Wer aber den „Bundesverband“ ausruft, weckt Erwartungen und begibt sich in gewisser Weise auch in eine Bringpflicht.

Die Kommunikation des BiM wirkt uneinheitlich, ein klarer roter Faden ist nicht immer erkennbar. Vielleicht ist man sich intern selber noch nicht ganz im klaren, was man genau will (und was nicht). Es wird mehr eine Vision präsentiert, weniger ein fundiertes Konzept.Oder es wurde nicht erreicht, dies adäquat rüber zu bringen.
Mir zumindest nicht.

Ausblick und Gute Wünsche für 2014

Vielleicht werden ja intern im BiM schon Dinge bewegt oder angestoßen, die noch nicht in die Öffentlichkeit getragen wurden und mir daher noch nicht ersichtlich waren. Dann blicke ich gespannt auf das, was 2014 bringen wird.

Zum 2. Geburtstag werde ich sicherlich wieder einen Artikel schreiben. Ich wäre froh, wenn ich diesen guten Gewissens mit „Warum ich mittlerweile Mitglied im Bundesverband bin“ betiteln könnte.

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