Flying Health Incubator hebt ab

FlyingHealth_Incubator_LogoDas von Markus Müschenich ins Leben gerufene Projekt Flying Health schwebt ja schon einige Jahre durch die Digital Health Startup Szene und arbeitete unter dem ganz pfiffigen Motto „Startup Manufaktur“. Mittlerweile war Christian Lautner mit ins Boot gekommen, aus „Manufaktur“ wurde „Incubator“ und -hoppla-hopp- ist jetzt alles noch eine Nummer größer.

Das Line Up in der aktuellen Pressemitteilung vom 29.7.16 des Flying Health Incubators (FHI) ist beeindruckend: als Industriepartner konnten die Automarke Audi, den Gesundheitsdienstleister Sana Kliniken und Agaplesion, der Anbieter von Arztpraxissoftware medatixx und – last but not least- die private Krankenversicherung Signal Iduna gewonnen werden. Als Partner für Forschung & Entwicklung steht das Zentrum für Klinische Forschung am Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) bereit.

Laut der Mitteilung möchte der FHI „kurzfristig den gesamten Versorgungsprozess des Gesundheitswesens in einem Lab abbilden. Diese exklusive Entwicklungsumgebung ermöglicht es Startups, ihre Produkte schneller in den ersten Gesundheitsmarkt zu bringen.“ Ein sehr vernünftiger, begrüßenswerter Ansatz. Man möchte Medizinprodukte entwickeln und hat den Anspruch „auch ernst zu nehmende Krankheiten zu diagnostizieren und zu heilen.“ Ein in der Tat hoher Anspruch. Die Diagnose mittels smarter Technologien ist eine harte Nuss, zumindest wenn die gestellte Diagnose valide sein soll.
In der Mitteilung spricht man von Serious Digital Health und möchte demnach Wellness- & Lifestyle-Apps von vornherein ausschliessen. Man meint es also ganz besonders ernst.

Der Inkubator hat bereits Ende Mai 2016 von sich reden gemacht: er wurde bei der Ausschreibung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) zu „Industrie-in-Klinik-Plattformen“ für die 2.Förderrunde nominiert. Im Rahmen dieser Fördermaßnahme können bis zu 3 Mio. € anteiliger Förderung in den nächsten 3 Jahren abgerufen werden. Sofern die genannten Industriepartner nicht nur Kompetenzen sondern auch noch etwas Geld zuschießen, könnte der FHI finanziell auf sicheren Beinen stehen.
Damals hieß er aber noch nicht FHI sondern MHI ( = Mental Health Inkubator) und beschrieb sich folgendermaßen:“Der MHI unterstützt Unternehmen, die neuartige digitale Anwendungen zur Diagnose und Therapie von psychoneurologischen Erkrankungen entwickeln. Der MHI bietet ein 24-monatiges Intensivprogramm, in dem diese zu erfolgsrelevanten Aspekten – etwa Markteintrittsstrategie, Company Building Healthcare, Regulations, Klinische Studien, Personalmanagement, Versorgungsrelevanz, Vertrieb, IP – individuell zugeschnittene Dienstleistungspakete in Anspruch nehmen können.
Der FHI startet nun mit 3 Startups, die thematisch alle noch aus der Mental Health-Ecke kommen ( Arya, Depression; M-sense, Migräne; Affective Signals, Nonverbale Kommunikationserkennung), trotzdem hat man sich aber scheinbar vom „M“ als alleinigen Fokus gelöst.

Laut der ebenfalls frisch überarbeiteten Flying Health Webseite ist Christian Ansprechpartner für Startups, Markus kümmert sich um das Partnermanagement.

Jedenfalls stellt der FHI einen vielversprechenden neuen Player in Berlin´s Inkubator-Accelerator-Szene dar und ich wünsche dem FHI einen guten Start!

Der Elefant im Untersuchungszimmer

Screenshoot Website ZDoggMD_com

Aus Doc wird Dogg

Der Internist Zubin Damania  hat sich vom angepassten Arzt mit Standford-Hintergrund zum Stand-up Comedian mit Gangsta-Attitude verwandelt: seit 2010 rappt er als ZDoggMD über Gesundheitsthemen. Sein Motto: „Slightly funnier than placebo„.

Seine neuste Nummer heißt „EHR State of Mind“ und ist eine Parodie auf  „Empire State of Mind“ von Jay-Z feat. Alicia Keys. Seine Version stellt eine harsche Kritik an Electronic Health Records (EHR) aus der Arzt-Perspektive dar.

Ein Artikel auf  Healthcare IT News fasst es so zusammen: „ZDoggMD may not win a Grammy, but it likely strikes a chord with clinicians frustrated by the inefficiencies of their EHRs“. Der Song-Text verarbeitet (in teilweise überzeichneter Weise) die Hauptprobleme von EHRs ab. Er bedient sich dabei klar einem „Ärzte-Slang“, der für Nicht-Mediziner nur bedingt verständlich ist.“30 clicks for a Ambien“ prangert Usability-Probleme in Form von langen Klickfaden zur Verschreibung eines Standard-Schlafmittels[=Ambien] an, „Vaseline conflicts with Doxy?“ verballhornt Popups mit nicht nachvollziehbaren Wechselwirkungen zwischen verordneten Medikamenten [Doxy=Doxycyclin=Breitbandantibiotikum].  Hinter dem Wortspiel „Meaningless abuse“ steckt eine Persiflage  auf das zunehmend in Kritik geratene Meaningful Use Programm: es bietet finanzielle Anreize für Kliniken & Praxen, die EHRs einführen bzw. straft jene ab, die dies nicht tun. Schlussendlich wird im Refrain der EHR als „glorifizierte Abrechnungsplattform mit ein ein paar Patientenfunktionen“ entlarvt(„just a glorified billing platform, with some patient stuff tacked on“).

Electronic Health Records – Eine Hass-Liebe

Auf seiner Webseite fasst er seine „Love-hate relationship with Electronic Health Records“ folgendermaßen zusammen: „ Simply put, the Tower of Babel of existing EHRs may not ever talk to one another, but they do share one thing: they come between us and our patients. Staring at a screen to click boxes and satisfy quality measures while figuring out the seventeenth digit for an ICD-10 code—this nonsense robs us of precious time and attention that should be spent on and with patients. I would never advocate going back to paper. Ever. But we need to demand technology that binds us closer to those we care for, technology that lets doctors be doctors.“

David gegen Goliath. Der kleine Doc Quixote gegen windmühlenartige „WoWs“ [=workstations on wheels], gegen den „Elephant in the examination room“ – den EHR.

Auf Healthcare IT News berichtet jetzt in einem weiteren Artikel eine Gynäkologin sehr eindringlich über ihre Erfahrungen mit EHRs:“As an OB/GYN, women strip down naked in front of me and share their most intimate details. Yet a computer demanding data entry leaves very little room for intimacy in the exam room.“ Links neben dem Artikel: auf den ersten Blick deplaziert, der Werbebanner eines EHR-Herstellers.

Neben dem Erfahrungsbericht einer Gynäkologin prangert ein Werbebanner für ein EHR. - Deplaziert, oder lanciert?!

Neben dem kritischen Erfahrungsbericht einer Gynäkologin zu EHRs prangert ein Werbebanner für einen EHR. Deplatziert, oder ..lanciert?!

Die Aktion „Let Doctors Be Doctors“

Am Ende des Videos ruft ZDoggMD zum mitmachen auf: man solle doch seine eigene Story erzählen. Dafür gäbe es die Webseite LetDoctorsBeDoctors.com und den  Twitter-Hashtag #LetDoctorsBeDoctors. Die Webseite LetDoctorsBeDoctors.com ist wie folgt aufgebaut: Oben ganz groß der schillernde Protagonist ZDoggMD, dann eine lange Reihe von Kommentaren, die Kollegen bereits hinterlassen haben. Darunter eine Eingabemaske, über die jeder seine eigene Story zum Besten geben kann. Auch wir fernab von Amerika können uns beteiligen: unter „State“ kann „Outside of USA“ ausgewählt werden.

Does your EHR get in your way.

Steht Ihnen ihr IT-System mal wieder im Weg? Hier können Sie ihren Frust raus lassen. [Screenshot Webseite letdoctorsbedoctors.com vom 8.Nov.15]

Die Seite schließt, ganz unten mit einem „Werbe-Block“. Diese Aktion hat nämlich einen Sponsor: athenahealth.
athenahealth ist ein Anbieter von EHR-Systemen. Ein „Elefant“ als Sponsor hinter der Aktion? Nun, man sieht sich nicht als Teil des Problems, sondern hat auch gleich die Lösung parat: das EHR-Produkt aus dem eigenen Hause.

Bei athenahealth ist man sich sicher, das EHR-Dilemma schon gelöst zu haben. Mit dem eigenen Produkt. [Screenshot Webseite letdoctorsbedoctors.com vom 8.Nov.15]

Bei athenahealth ist man sich sicher, das EHR-Dilemma schon gelöst zu haben. Mit dem eigenen Produkt. [Screenshot Webseite letdoctorsbedoctors.com vom 8.Nov.15]

Wer mehr über diesen EHR erfahren möchte, der „Ärzte wieder Ärzte sein lässt“,  kann sich auf die Webseite von athenahealth weiterleiten lassen. Man kommt dann nicht etwa auf die allgemeine Startseite oder eine Produkt-Seite an, sondern findet sich auf einer eigens für diese Kampagne eingerichten Landingpage [http://landing.athenahealth.com/letdoctorsbedoctors] mit entsprechender Zielgruppenansprache wieder. Ein Indiz dafür, dass es sich bei „Let doctors be doctors“ um eine ausführlich geplante und durchdachte Marketing-Kampagne handelt.
Nebenbei bemerkt: Das Werbebanner neben dem Artikel der Gynäkologin ist übrigens „zufälligerweise“ auch von athenahealth.

Käufliche Rapper und Produktivitätsverlust durch Digitalisierung

Die „Let doctors be doctors“- Webseite und das ZDoggMD-Video sind also Teil einer viralen Marketingkampagne von athenahealth, der Gangsta-Rapper aus dem Standford-Ghetto ZDoggMD ist demnach vermutlich gekauft. ZDoggMD rechtfertigt dies im Abspann des Videos so: „Big ups to athenahealth for being the only EHR vendor brave enough to admit that EHRs suck„.
Jonathan Bush, Der CEO von athenahealth erläutert die Hintergründe zu der Kampagne  ausführlich in einem Artikel auf U.S. News. Er spricht Klartext und nimmt dabei EHRs kräftig in die Mangel: „Many [doctors] were initially enthusiastic at the thought of automating their practices, expecting the same kind of usability and productivity they enjoyed with, say, the software they use to do their taxes. […] The reality is that the more „digital“ physicians go, and the longer they use software, the less satisfied they become.“ Jonathans Schlussfolgerung sind harte Worte: „That’s the kicker: Health care is the only industry that has managed to lose productivity while going digital.“

Im Unternehmensblog „Health Leadership Forum“ äußert sich  Ed Park, COO von athenahealth, zur Kampagne. Anhand einer (mäßig authentischen) Storyline mit „persönlichen Erlebnissen, die ihn schwer bewegt haben“ geht auch er auf Schwächen und Fehlentwicklungen von EHRs ein. Dann versucht er, die eigenen Produkte aus der Generalkritik herauszulösen: „Ten years ago, when athenahealth began building our EHR service, we started off with the intent of creating the world’s first truly usable EHR.“  Spontan musste ich an die Geschirrspülmittel-Werbung von Palmolive aus den 80-igern denken. Dort wurde versucht, sich nicht als Geschirrspülmittel, sondern etwas Überlegenes – nämlich Palmolive – in die Köpfe der Konsumenten einzubrennen.

Tilly: „Sie haben sich gerade eingeloggt.“
Ärztin:“ In einen EHR?“
Tilly: “ Nein, in athenahealth“.

Episch scheitern

Im Video „EHR State of mind“ werden 2 Produktnamen genannt: Epic und Epocrates.  Epic ist der U.S.-Marktführer, eigentlich eines der „besseren“, wenn nicht sogar das beste System – zumindest in der „Elefantenrunde“ an altherwürdigen EHRs. ZDoggMD straft es hingegen schwer ab und bezeichnet es als „Epic fail“ – also quasi als „episch gescheitert“.
Epocrates wird hingegen als positives Beispiel angeführt. Bei Epocrates handelt es sich um Spezialanbieter von Medizinische Apps aus Kalifornien. Ihre mHealth-Produkte (vornehmlich Clinical Decision Support Systeme, aber auch EHRs) erfreuen sich in der Ärzteschaft großer Beliebtheit. Bis 2013 waren sie eigenständig, dann wurden sie gekauft. Von wem? athenahealth. Wieder wird das „Guter EHR – Schlechter EHR“-Schema bedient. Epic als Leittier aus der überalterten Elefantenherde, Epocrates als agile App aus der Cloud.
Auch Steve Jobs hat Epocrates in Vorträgen positiv erwähnt. Bevor Epocrates gekauft wurde, wohlgemerkt. Die hohe Popularität von Epocrates war auch einer von athenahealth´s Gründen für die Akquisition. Im Prinzip hoffte man, dass sich die Popularität von  Epocrates auf athenahealth übertragen würde und Epocrates´ Kompetenz bei mobilen Technologien auch die ( damals scheinbar noch „elefantischen“) athenahealth-Produkte beflügeln könnte. So jedenfalls brachte es Jonathan Bush in einem TV-Interview von 2013 rüber:

Noch mehr gut gemachte Videos

Während im Video von ZDoggMD ein Zusammenhang mit athenahealth nicht offensichtlich erkennbar ist (kein Logo oder Nennung als Sponsor), sind am selben Tag  eine Serie von 4 „offiziellen“ athenahealth-Werbespots auf Youtube erschienen. Sie sind durchweg originell gemacht und aufwendig produziert, hier zwei Beispiele:

Fazit

Es hätte so schön sein können. ZDoggMD´s Video wäre genial, wenn es denn nun wirklich von ihm wäre. Liest man die Kommentare unter dem Video auf Youtube, oder die Reaktionen auf Twitter, findet sich breite Zustimmung. Man hat tatsächlich den Nerv getroffen. Die „Mitmachaktion“ im Rahmen der „Let doctors be doctors“ Initiative ist ebenso auf den ersten Blick eine nette Idee. Wird einem nach genauerer Betrachtung die treibende Rolle von athenahealth hinter der ganzen Aktion ersichtlich, ist der Lack schnell ab. Die „Es gibt ein großes Problem, aber keine Sorge, wir haben die Lösung“-Attitüde ist etwas platt und strotzt zudem von übermäßigem Selbstbewusstsein.

Cloud-basierte Lösungen und der Einsatz von Web-basierten/ mobilen Technologien bieten eine Reihe von Vorteilen, die Altsysteme völlig zu Recht das Fürchten lehren. Es gibt aber eine Reihe von Problemzonen von EHRs, die unabhängig von diesen Technologien sind und durch sie nicht adressiert werden können. Dort hat athenahealth sicherlich auch noch seine Hausaufgaben zu machen.

Wird 2015 das Jahr der Cyberattacken im Gesundheitsbereich?!

Im Februar gab der zweitgrößte  U.S. amerikanische Krankenversicherer Anthem bekannt, dass er Opfer einer sehr weitreichenden Cyberattacke wurde. Bis zu 80 Millionen Datensätze könnten betroffen sein. Der Sicherheitsexperte Bob Gregg sah darin erst den Anfang und warnte vor weiteren Cyberangriffen: If 2014 was the year of the data breach, we’re expecting 2015 to be the year of the medical data breach. Unfortunately, I think Anthem is going to be the first of many.
Nur 3 Wochen später wird er bestätigt, ein ähnlich gearteter Fall kommt ans Tageslicht. Premera Blue Cross verkündet viaTwitter:

Bei Premera sollen die Daten von bis zu 11 Millionen Versicherten betroffen sein. Aber nicht nur die Krankenkassen vermelden unberechtigte Zugriffe. Im Spätsommer letzen Jahres wurden bei Community Health Systems (CHS), einem Betreiber von über 200 Krankenhäusern und Gesundheitszentren, ein illegaler Zugriff auf etwa 4.5 Millionen Datensätze vermeldet. Zwar würden Attacken in vielen Industriebereichen zunehmen, aber die Anzahl von Attacken auf Krankenhäuser steige überproportional, behaupten Experten der Sicherheitsfirma Websense. So sei die Zahl um 600% in einem 10-Monats-Zeitraum gestiegen.

Drei Chinesen mit dem Kontrabass

In der Security-Fachwelt ist man sich einig: die Chinesen waren es. Vom Muster her solle der „Anthem Hack“ zu einer Reihe von großangelegten Hacks der letzten Monate passen, die unter dem Namen „Deep Panda“ zusammengefasst werden. Auch im Fall Premera stehen die Chinesen unter Verdacht

Warum attackieren Hacker das Gesundheitswesen?

In der Maximalvariante werden Chinesische Geheimdienste als Auftraggeber an die Hacker gesehen: dabei könnte das Ziel Daten von Mitarbeitern bei Rüstungskonzernen sein.  Anthem versorgt die Angestellten des Rüstungs-Multi Northrop Grumman und die Militärsparte von Boeing.

In der Minimalvariante geht es „nur“ um den Handel mit geklauten Daten. Laut der Pressesprecherin von Anthem sind „names, dates of birth, member ID/Social Security numbers, addresses, phone numbers, email addresses and employment information such as income data“ verschwunden gegangen.

Social Security Card

20 bis 100 U.S.-$ bringt eine Social Security Number, eine Art persönlicher Krankenversichertennummer, auf dem Schwarzmarkt. Zum Vergleich: Kreditkartendaten bringen nur 1-5 U.S.-$  (Quelle: http://www.nbcnews.com/tech/security/anthem-hack-credit-monitoring-wont-catch-medical-identity-theft-n300836)

Dabei ist scheinbar gerade die „Social Security Number“ von Interesse. Sie ist eine Art Krankenversicherten-Nummer, mit deren Hilfe man sich als Versicherter ausweisen und bei einer Klinik oder Arztpraxis Leistungen in Anspruch nehmen kann. John Halamka, der CIO der Harvard Medical School sagte dazu in einem Artikel im Technology Review: „[…] certain personally identifiable information that can be gleaned from health records can be worth hundreds of dollars to uninsured people wanting to pose as someone else to obtain medical care they couldn’t otherwise afford.“

Das Betrugsystem mit den geklauten Identitäten scheint relativ gut zu funktionieren, CNBC fasst in einem Bericht zusammen: „Medical identity theft is often not immediately identified by patients or their provider, giving criminals years to milk such credentials. That makes medical data more valuable than credit cards, which tend to be quickly canceled by banks once fraud is detected.“

Neben der mühseligen Variante, die Nummern über den Schwarzmarkt an „Nicht-Versicherte“ weiter zu geben, besteht natürlich auch die Option auf „Lösegeld-Forderungen“ an die gehackten Unternehmen. Greg Virgin, der CEO eines weiteren Cyber Security Dienstleisters, berichtet in einem npr-Interview von eben solchen Erpressungsversuchen:“A breach happens at one of these companies. The hackers go direct to that company and say, ‚I have your data.‘ The cost of keeping this a secret is X dollars and the companies make the problems go away that way.“

Sesam öffne Dich – dank fehlender Verschlüsselung

Bei der Antwort auf die Frage, nämlich wie man die Angriffe verhindern, oder zumindest wesentlich erschweren hätte können, sind sich die ganzen Security-Fuzzis einig: das Zauberwort lautet „Encryption“. Darauf wurde im Gesundheitsbereich bisher gerne verzichtet, da eine dringliche Notwendigkeit zur Verschlüsselung nicht gesehen wurde. Im unverschlüsseltem Zustand lasen sich Daten nun mal leichter & schneller verarbeiten. Die Unternehmen fühlten sich hinter ihren Firewalls sicher und verzichteten daher auf die aufwendigere, und für Mitarbeiter unkomfortablere verschlüsselte Speicherung der Kundendaten.
Jetzt wird nachgerüstet. Was das kostet?  Kann ich nicht beurteilen. Aber ich habe so eine Ahnung: an diesem „Nachrüstungsprozess“ werden die hier reichlich zitierten „Interview-freudigen“ Sicherheitsfirmen vermutlich wesentlich mehr verdienen, als die ganze (chinesische?) Hacker-Zunft jemals mit den “ Social Security Numbers“ erwirtschaften können.

Diabetes-Monster in arger Not: 4,2 Millionen Euro für Diabetes-Startup mySugr

mysugr Diabetes Monster

H-I-I-I-I-L-F-E !!!1! Jetzt geht es dem Diabetes Monster richtig an den Kragen

Das Diabetes Monster hat es dieser Tage mal wieder nicht leicht. Denn sein gefürchteter Gegner, das Team von mySugr, bekommt mal wieder Geld. Richtig Geld: 4,2 Mio Euro schießen Roche Venture Fund (Schweiz), iSeed Ventures (US) und XL Health (Deutschland) in das Wiener Startup. Laut Hansi Hansmann, Österreich´s bekanntestem Business Angel, ist das „vermutlich der bisher größte Digital Health Investment im D-A-CH Raum.”

Die Details sind der brandaktuellen „Presseaussendung“ (so nennt man das also in Österreich) zu entnehmen:

 

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In Siebenmeilenstiefeln

Das Tempo, dass mySugr vorlegt, ist wirklich beachtlich. Vor gerade mal 3 Jahren mit einer „Diabetes-Tagebuch-App“ live gegangen, bieten sie mittlerweile eine breite (App-)Produktpalette sowie Online-Diabetes-Schulungen an. Sie beschreiben sich daher selbst als „Diabetes Service Unternehmen“ und ich bin mir sicher, sie werden in den kommenden Jahren noch für weitere Schlagzeilen sorgen…
Persönlich freut es mich, dass ich bei mySugr von Anfang an den richtigen Riecher gehabt habe. In einem meiner ersten Artikel auf Medizin und Neue Medien („Turning diabetes into a game„) lobte ich mySugr bereits über den Klee. Fredrik Debong, einem der sympatischen Gründer von mySugr, holte ich auch als „Headliner“ auf den re:health Track der re:publica 2014. Ein sehr bewegender emotionaler Vortrag.

E-Health-Nachhilfe aus dem Hörsaal

eHealth-use-under-cc-3_0-tobias-neiseckeDer Anfang des Jahres vorgelegte Referentenentwurf für das sog. „E-Health-Gesetz“ sorgt für ziemlich viel Wirbel. Jeder mit Rang und Namen hat sich mittlerweile dazu geäußert. Anfangs habe ich die Reaktionen auf den Gesetzesentwurf genaustens verfolgt und  akribisch die einzelnen Statements zusammen getragen. Dann war eigentlich alles gesagt und es wurde langweilig. Die Namen der Verbände, die sich noch zu Wort meldeten, wurden immer unbekannter. Andere wiederum, die das Thema scheinbar unbedingt besetzen wollen, jagen wie am Fließband eine Stellungnahme nach der anderen raus.

Doch jetzt sollte es noch einmal spannend werden: wie die Ärztezeitung berichtete, haben sich 2 Nachwuchsmediziner den Gesetzesentwurf genauer angesehen und in einem Essay „seziert“.Es handelt sich dabei um die beiden Studenten Jesaja Brinkmann und Pascal Nohl-Deryk, die sich selbst als Digital Natives bezeichnen. „Der Blick einer neuen Medizinergeneration auf Telemedizin und das Arztsein im Internetzeitalter“ haben sie ihr Essay betitelt. Einen Monat vorher wurde die Idee auf Twitter geboren und anschliessend konsequent in die Tat umgestzt.

Frisch, frei und konstruktiv

Der Artikel hat mich so sehr beeindruckt, dass ich erstmalig ein Kommentar unter einen Artikel auf aerzte-zeitung.de gesetzt habe: „Es hat bisher etwa 40 Stellungnahmen zum Referentenentwurf für ein E-Health-Gesetz gegeben. Dieses Essay von 2 Medizinstudierenden sticht meiner Meinung nach heraus: die erste Stellungnahme, die nicht eingefärbt ist durch Partei-, Organisations-, oder Verbandsinteressen.“

Eine erfrischende Abwechslung also zu den obligatorischen Pressemitteilungen aus den PR-Abteilungen der großen Interessenvertretungen. Hier melden sich diejenigen zu Wort, deren Studienabschluss mit der „Life-Schaltung“ des Gesetzes nahe zusammen fallen könnte und somit Auswirkung auf ihre gesamte Laufbahn haben wird.
Die  „Digital Natives-Docs“ als neue Stakeholder?! Sie betrachten es jedenfalls auch aus der „Endverbraucher-Perspektive“. Ihre Erfahrungen, Erwartungen und Einschätzungen in Bezug auf Software und IT Anwendungen sollten nicht unterschätzt werden. Sie zeigen sich kritisch, sind aber grundsätzlich aufgeschlossen und konstruktiv. Das erlebt man so in dieser Form selten aus der Ärzteschaft. Ich überspitze mal bewusst und konstruiere als entsprechendes Pendant das Bild des Altmediziners, der sich „nicht noch kurz vor dem Ruhestand“ mit Telemedizin und eHealth auseinander setzen will und daher mit den „ewig gestrigen Argumenten“ mauert.

Es geht mir hier weniger um die in dem Essay dargelegten Inhalte. Ich teile auch viele ihrer Ansichten nicht. Es geht mir darum, ihnen dafür Respekt zu zollen, dass sie sich und damit „die neue Medizinergeneration“ in die Diskussion einbringen.