Es wird ja immer doller, wer sich in Deutschland dem Thema #DigitalHealth annimmt. Nun hat der Wirtschaftrat, ein CDU-naher Lobbyverband, die Bundesfachkommission Digital Health eingerichtet. Der Wirtschaftsrat hatte bereits seit langem eine Bundesfachkommission für Gesundheitswirtschaft, mit dem die neue Kommission auch eng zusammenarbeiten wird. Vorstand ist kein Unbekannter: Frank Gotthardt, CEO des Health IT Giganten CompuGroup Medical AG (kurz: CGM).
Frank Gotthardt sitzt im Aufsichtrat von XLHealth, einem auf digitale Gesundheit spezialisiertem Investor. Der Kreis schließt sich, denn die CompuGroup Medical ist XL Health´s „strategischer Kooperationspartner„. Und vermutlich, zumindest zu einem großen Anteil, auch der Kapitalgeber. Geplant waren 50 Millionen in 3 Jahren zu investieren. Dieser Zeitraum ist mittlerweile etwa zur Hälfte verstrichen. Geld sollte aber noch genug im Topf sein: Mit erst 4 Portfolio-Unternehmen läuft die Verteilung des Wagniskapitals eher schleppend. Das liegt vermutlich nicht am XL HEALTH Team: Sie sind überall in der Szene präsent und durchkämmen permanent den Markt.
Ist etwa das Angebot an soliden Ideen im Digital Health Bereich, die einer Risikoprüfung stand halten können, geringer als initial angenommen?! Zwar gibt es aktuell einen Hype um digitale Gesundheitsanwendungen, gleichzeitig schaffen es viele von ihnen nicht über Hemmnisse und Hürden durch bestehenden Gesundheitsstrukturen oder rechtlichen Rahmenbedingungen. Und auch die vermeintlichen Zielgruppen, seien es Patienten oder Ärzte, haben erst mal ihre Vorurteile und Vorbehalte gegen die neuen Technologien. Sie sind, in der Masse betrachtet, nur bedingt Digital Health gegenüber aufgeschlossen. Da kann ein bisschen Lobbyarbeit nicht schaden (und ist natürlich auch völlig legitim).
Zwar hat es die Digital Health Kommission noch nicht in der Liste der Bundesfachkommissionen auf der Wirtschaftsrats-Webseite (Stand: 15.01.2015) geschafft, angekündigt wurde sie aber bereits im Oktober in einem ausführlichen Artikel in der „Trend – Zeitung für Soziale Marktwirtschaft„. Die Postille ist die Mitgliederzeitschrift des Wirtschaftsrates und hat, zumindest optisch, schon mal jeden Trend der letzten 25 Jahren verpasst. Geschrieben ist der Artikel von Herrn Gotthardt persönlich. Er breitet die altbekannten großen Herausforderungen des Gesundheitswesens (Fachkräftemangel / Stadt-Land-Gefälle / Alternde Gesellschaft / Finanzierbarkeit des Systems) aus und sieht Digital Health als die „Chance“ und „großen Wurf“. Es folgt eine lange Vorschlagsliste an Maßnahmen. Diese decken sich größtenteils mit Zielen von Verbänden wie der DG Telemed, dem BiM oder dem VdigG. So ganz am Rande bemerkt: Die formulierten Forderungen und Maßnahmen der Fachkommission passen übrigens auch prima zur Produktpalette der CompuGroup.
Man könnte fast vermuten, die Fachkommission Digital Health wäre eine One-Man-Show. Nun hat aber der Bundesverband der Krankenhaus IT Leiter (kurz: KH-IT) bekannt gegeben, dass sie bei der Bundesfachkommission Digital Health mitwirken dürfen. Der KH-IT teilt auch mit, dass 4x im Jahr Sitzungen stattfinden sollen und die Auftaktsitzung der Bundesfachkommission für den 06.02.2015 geplant ist. Als Schwerpunktthema wird „Das E-Health-Gesetz – Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung in Deutschland“ angegeben.
Wer neben dem KH-IT noch zur Mitarbeit eingeladen wurde konnte ich auf die Schnelle nicht recherchieren.