CALL FOR PAPERS – Gesundheitsthemen für die re:publica 2014 einreichen!!

re:publica 14 - INTO THE WILDDie re:publica ist die Konferenz über Blogs, soziale Medien und die digitale Gesellschaft. die achte re:publica findet vom 6. bis 8. Mai 2014 statt und es werden 5.000 internationale BesucherInnen und hunderte RednerInnen in der STATION-Berlin zusammenkommen.

Wie in den letzten Jahren werden auch diesmal wieder Gesundheitsthemen ihren Raum bekommen (früher als „re:health-Track“ bekannt).

call for papers re:publica 2014

Der Call for papers läuft bereits, bis zum 31.01.2014 können noch Vorschläge eingereicht werden. Themen aus der Medizin sind ausdrücklich erwünscht!

O-Ton der re:publica:

WIR SUCHEN: Deine Idee, deine Vision, dein Projekt – kreativ, frisch, mutig oder waghalsig. Gestalte deine Session als Vortrag, Diskussion oder praxisorientierten Workshop zu den Themenbereichen Politik & Gesellschaft, Wissenschaft & Technik, Kultur & Entertainment, Bildung, Medizin, Business oder Witchcraft… Einzige Bedingung: Sei nicht langweilig!

Einen Eindruck von der Vielseitigkeit des Themenspektrums gibt dir ein Blick auf das Programm der re:publica 2013 oder in die Dokumentation der vergangenen Talks in unserem YouTube-Kanal.

Na dann mal los!

Wie man sich bewerben kann erfahrt ihr hier.


Ein Rückblick speziell auf die Gesundheitssessions der re:publica gibt es für folgende Jahre:

Bill Gates, verwackelte Fotos auf Instagram und ein ungetoasteter Blog-Artikel

Just in diesem Moment, Donnerstag der 14.11.2013 um 12 Uhr beginnt in Berlin eine Veranstaltung der Bill and Melinda Gates Foundation mit der Fragestellung (O-Ton): „Wie können Technologien sowie Innovationen – neu wie alt – das Leben der Menschen in Entwicklungsländern verbessern?“. Anwesend dabei, hört, hört: Bill Gates höchstpersönlich.

Es gab 2 Möglichkeiten Einlass zu diesem Event zu bekommen: man erhielt eine persönliche Einladung, oder man sammelte „Punkte“ durch bloggen, twittern, folgen und verlinken von Inhalten der Bill and Melinda Gates Foundation.

Inpatient optimists Anmeldung

Jetzt twittern wir mal alle für den „guten Zweck“. Soll heißen  „Innovationen in der Entwicklungshilfe“ voran zu bringen oder auch einfach die Chance nutzen, Bill Gates persönlich zu erleben. (Screenshot Webseite www.inpatientoptimists.de/anmelden vom 13.11.2013)

Handshake mit Bill Gates

Ich gehöre, zu meiner Verwunderung, zu der Gruppe der persönlich eingeladenen. Schön, dass man mich als Spezialist für Innovation und Technologie im Gesundheitsbereich einstuft, vielen Dank. Aber Entwicklungsländer? Mein Fokus ist eher diese Technologien dem Deutschen Markt zukommen zu lassen. Ich als Bote des Transfers dieser Technologien in die große weite, 3.Welt?!? Hüstel, hüstel.

Bill Gates mal persönlich treffen zu dürfen ist natürlich eine einmalige Gelegenheit. Daher war mein erster Plan auch hinzugehen. Ich wurde aber das Gefühl nicht los, dort nicht sonderlich zur Diskussion beitragen zu können. In den folgenden Tagen wurde mir dann einiges klar: auf Twitter, Facebook, xing und Co outete sich die/der eine oder andere voller Freude und Stolz, dass er ebenfalls eingeladen war. Es handelt sich um die „Altbekannten“ aus dem Umfeld der deutschen Health 2.0, Digital Health oder Sonst-Sowas-Szene, zu der ich mich auch mal zugehörig fühle. Da hat jemand sauber recherchiert und die Multiplikatoren der deutschen Szene ausfindig gemacht. Nun, ohne irgend jemand auf den Schlips treten zu wollen, so primär was mit „Entwicklungszusammenarbeit“ haben die alle nicht wirklich zu tun. Trotzdem sind wir alle geladen, aber warum?

PR-Nummer für den Start der deutschen Impatient optimists Gruppe?

Die löblichen drei Ziele der Bill and Melinda Gates Foundation sind Bekämpfung von Armut, schlechter medizinischer Versorgung sowie die Förderung von Bildung in Entwicklungsländern. Ein Organ der Foundation ist das Blog Impatient optimists. Hier kann man sich als Autor bewerben und Artikel zu einem vorgegebenen Themenkatalog veröffentlichen. Neben dem Englischsprachigen Seite gibt es auch Ableger in chinesisch, spanisch, französisch und seit kurzem auch in deutsch (Wenn ich auf die schnelle richtig recherchiert habe ist der erste Artikel von 6. Oktober 2013). In der Einladungsmail zur Veranstaltung beschreibt man sich folgendermaßen: „Die Impatient Optimists – Deutschland ist eine Community deutscher Digital Leader, die sich mit internationaler Entwicklungszusammenarbeit, Gesundheit und digitalen Innovationen auseinander setzt.“ Dazu wurde gleich der Link zur Anmeldung mitgeliefert. Ich klickte drauf und war sichtlich verwundert: die Applikation Social Toaster übernahm das Regiment.

„Getoastet, nicht geschüttelt“

Bei Social Toaster handelt es sich um ein Startup mit einer an sich pfiffigen Idee: der Nutzer verbreitet Links von einer Institution, Unternehmen, Musikgruppe oder sonst etwas über seine Social Media Kanäle und bekommt dafür Punkte gut geschrieben. für die Punkte bekommt er dann Belohnungen, Goodies, Merchandising-Artikel etc. Dieses offizielle Video fasst das Prinzip anschaulich zusammen.

Ein konstruiertes Beispiel: wenn nutella auf Facebook 17.932.039 „Likes“ erhalten hat, sollte es doch genug Leute geben, die bereit wären, die Tweets und Posts von nutella (per Vorschlag und Bestätigung mit einem Klick) in der eigenen Timeline des Nutzers erscheinen zu lassen. Vor allem, wenn es dann für den „Super Fan“ ab und zu mal ein 1000ml-Glas Nuss-Nugat-Creme zum auslöffeln gäbe.

Socialtoaster Registrierungsformular

„Diese Applikation kann Tweets für Dich veröffentlichen“. Danke, mache ich lieber selbst. (Screenshot Popup zur Autorisierung des Zugriffs von socialtoaster.com auf ein Twitteraccount)

Genau das ermöglicht Social Toaster. Und genau dieses Tool setzt auch die deutsche Impatient optimists Gruppe ein.  Mehr noch: man muss sich bei Social Toaster anmelden und wahlweise sein Twitter/ Facebook/ Linkedin-Account angeben, um sich den Impatient optimists anschließen zu können. Wer mitmacht wird zum „Digital Leader“ gekürt und bekommt seine ersten 50 Punkte gut geschrieben. In den AGBs auf der deutschen Impatient optimists Webseite findet sich eine Auflistung: folgen der Stiftung auf Facebook: 25 Punkte; einen Freund werben: 100 Punkte; einen Stiftungstweet retweeten: 25 Punkte etc. In einem Blogpost auf selbiger Webseite dazu:  „Das Leaderboard unserer Community gibt euch und uns die Möglichkeit, die Aktivität aller Mitglieder zu messen – und trägt so vielleicht auch ein bisschen zu einem „freundlichen  Wettkampf“ bei.“ Da ich diese „Punktesammelaktion“ mehr als dämlich finde, muss dieser Artikel aus Protest ohne Links zu den Webseiten der Stiftung auskommen.

Gamification und Virtual Marketing ist für mich eigentlich ein alter Hut und längst „durch“. Sie sind das Metier von Brand Marketing Abteilungen um die Social Media Kanäle von ihren „Fans“ „voll spammen“ zu lassen. Ob sie sich als Tools für NGOs und Stiftungen eignen, bezweifele ich. Gute Inhalte verbreiteten sich im Netz schon immer von alleine, das ist eine alte Web 2.0-Weisheit.

Aktuell geht es scheinbar erst mal um „Entwicklungshilfe“ für den neu zu etablierten Arm der Bill und Melinda Gates Foundation in Deutschland. Dafür macht sich sogar Bill auf die Socken um „persönlich mit uns zu diskutieren und sich unsere Ideen anzuhören“. Dafür erscheint mir Teilnehmerzahl zu hoch und die Zusammensetzung zu heterogen. Wie soll man eine Veranstaltung ernst nehmen, bei der 50 Tickets an beliebige Leute verlost wurden, die ein bisschen Publicity im Netz gemacht haben? Man kann nur hoffen, dass irgend jemand auch die Leute eingeladen hat, die wirklich konstruktive Inhalte beitragen könnten.

Im Büro bei der täglichen Arbeit

no image available instagram

-Sorry, no image available-  Das Foto auf instagram, wie mir Bill wohlwollend auf die Schulter klopft, fällt leider aus. Ich bin schlichtweg nicht da gewesen.

Ich sitze hier stinknormal im Büro und gehe meiner täglichen Arbeit nach. Business as usual. Die deutschen „Digitalen Leaders“ diskutieren fleißig, ohne mich, die Innovationen für die Entwicklungsländer. Oder so.

Sicherlich werden sich heute noch viele innovative, weltverbessernde Tweets wie „Diskutiere gerade mit Bill Gates“ und dazu verwackelte Bilder auf Instagram im Netz finden lassen. Als Beweismaterial, sonst glaubt es einem ja keiner.

Fazit und Message an die deutsche Impatient optimists Gruppe

Wenn ihr eure PR-Phase durch habt und den Socialtoasing-Quatsch vergesst, können wir uns gerne mal produktiv zusammensetzen. Mit oder ohne Bill am Tisch, ist mir völlig Wurst.
Ich kenne die Bill & Melinda Gates Foundation seit einigen Jahren und halte sie, trotz einiger Vorbehalte, für einen guten Ansatz. Ich könnte mir gut vorstellen, mit meinen bescheidenden Möglichkeiten wohlgemerkt, euch zu unterstützen.
Bin ein bisschen verwirrt von dem ganzen Drumherum zum Deutschland-Start, daher hier ein nicht so positiver Artikel von mir.
Aber laut Brendan Behan gibt es ja keine schlechte Publicity. Jede Nennung in einem Medium erhöht den Bekanntheitsgrad, und so habe ich hier ja schon mal guten Willen gezeigt;-)

Shutdown: „Information on this website may not be up to date“ – Krisenmanagement auf den Webseiten der U.S. Gesundheitsbehörden

Information on this website may not be up to date FDA

Wir sind dann mal Weg. Für knapp 2 Wochen waren die e-Government Strukturen der USA „eingefroren“. Auf diversen staatlichen Webseiten befanden sich Hinweistafeln wie auf diesem Bild. 
(Screenshot Webseite U.S. Food and Drug Administration vom 14.September 2013; www.fda.gov)

Am 1. Oktober schlossen, neben allen anderen U.S.-amerikanischen Ämtern, auch die Gesundheitsbehörden kurzerhand ihre Pforten. Bis auf eine Notbesetzung wurden die Mitarbeiter nach Hause geschickt. Der Spuk scheint erst mal vorbei, Obama hat ein paar Schuldscheine unterschrieben und gestern, am 17. Oktober sind alle wieder an ihre Schreibtische zurückgekehrt.

Wie ist der Einfluss dieser Krise auf die Verfügbarkeit von Internet-basierten Gesundheitsinformationen?

Die Überlegenheit des Internets gegenüber anderen Medien liegt in seiner Aktualität und seiner leichten Zugänglichkeit. Ersteres hat es in den letzten 2 Wochen eingebüßt. Wenn durch Gesundheitsbehörden nur die wichtigsten aktuellen medizinische Informationen weitergegeben werden und Zweitrangiges gedrosselt oder verzögert die Ärzte, Apotheker, Institutionen oder einfach auch den Bürger erreicht, entsteht eine beunruhigende Lücke.

Die Biomedizinischen Bibliothek der Vanderbuilt University hat eine Auflistung der „Federal Resources“ erstellt, die betroffen sind bzw. waren. Dieser Art „Notstandsbericht“ wurde in den letzten Wochen ständig aktualisiert und ergänzt. Jetzt werden 13 Quellen aufgelistet. Hier ein paar Auszüge:

„…will not be updated or maintained…“  – Agency for Healthcare Research and Quality (AHRQ)

„…only reports on immediate health threats.“ – Morbidity and Mortality Weekly Report

„…have been shut down…“- Education Resources Information Center (ERIC)

„…currently not receiving any record or data updates…“ – Ovid MEDLINE

„…will be kept as up to date as possible…“ – PubMed

„Es waren ja nur 2 Wochen“ könnte man sagen. Und man war ja auch nicht offline sondern es wurde einfach nur nicht aktualisiert.  Aber noch gestern war unklar, wie lange der Shutdown noch anhalten sollte. Und mal rein hypothetisch: wenn der Staatsbankrott eingetreten wäre?
Bleibt es bei diesem einmaligen Ausnahmezustand oder müssen wir uns in den kommenden Jahren daran gewöhnen, dass bei Krisen halt der Informationsfluss „mal wieder“ stockt?

Gerät die „Vorreiterrolle“ Amerikas ins Wanken? Platt daher gesagt: was heute auf den Webseiten der U.S. Gesundheitsbehörden steht, wandert morgen in die Gremien der entsprechenden europäischer Institutionen und landet dann übermorgen in adaptierter Form auf den eigenen Webseiten. Ich habe das schräge Bild von Däumchen drehenden Admins der europäischen Behördenwebseiten vor meinem inneren Auge.

Die Bedeutung der medizinischen Datenbank Medline

Es wird jetzt sicherlich gespart werden müssen und die knappen Kassen könnten zu einem generellen Qualitätsverlust medizinischer Informationsquellen aus den USA führen. Und dies ist dann nicht nur ein amerikanisches Problem. Ein Beispiel: die wichtigste und mit Abstand größte biomedizinische Datenbank Medline (Zugänglich zum Beispiel über das Portal PubMed) ist essentiell für die gesamte medizinische Forschungslandschaft in Deutschland (wie auch in jedem anderen Winkel der Erde).
Auch Medline war Opfer der Zwangspause.

pubmed - lapse of government funding

Man ist sichtlich bemüht, das Beste draus zu machen. Infotext auf der Webseite PubMed, einer Weboberfläche zum durchsuchen der Datenbank Medline: „Due to lapse in government funding, PubMed is being maintained with minimal staffing. Information will be updated to the extent possible, and the agency will attempt to respont to urgent operational inquieries“. (Screenshot von letzter Woche; http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed)

Man stelle sich mal vor Google hätte am 1.Oktober aufgehört, neue Seiten zu indizieren bzw. auf bestehenden Seiten nach Neuigkeiten zu suchen und diese mit aufzunehmen. Rasch hätte es nur noch den Wert eines Telefonbuches, eines 20-bändigen, Staub fangenden Lexikon im Bücherregal. Google im Leerlauf. Die durchschlagende Kraft, dem entscheidenden Mehrwert von Google liegt aber gerade in der Aktualität. Auf das „was passiert jetzt gerade“ können und wollen wir nicht mehr verzichten. Das gilt natürlich für medizinische Datenbanken genauso.

Noch mal anders gesagt: Medline hat sich als die Grundlage jeder medizinischen Recherche entwickelt und ist nicht mehr weg zu denken. Sie besticht durch freien kostenloser Zugang; ist die Umfangreichste. Irgendwie so wie Google halt.
Diese Krise macht nun aber deutlich, dass sich die weltweite Forschungslandschaft an eine Datenbank gehängt hat, die Teil einer U.S. Behörde ist. Das Vorhandensein DER „Suchmaschine“ für medizinisches Wissen ist an das Wohlwollen (oder in diesem Fall: der finanziellen Situation) genau dieser Behörde gekoppelt.

EMBASE: der europäische kleine Bruder von PubMed

Medline ist nicht alles. Es gibt Alternativen. So zum Beispiel EMBASE. Und, -Na, Gott sei Dank-: sie liegt auf europäischen Servern. Gemessen an den enthaltenen Publikationen kann sie sich sehen lassen und liegt weltweit, zwar mit etwas Abstand, auf Platz zwei hinter Medline im Ranking der medizinischen Datenbanken. Sehr viele Publikationen sind auch in beiden Datenbanken gelistet, EMBASE ist traditionell stärker bei Veröffentlichungen aus dem Europäischem Raum. EMBASE hat aber auch einen entscheidenden Nachteil: sie ist nämlich in Besitz eines Unternehmens: Der niederländischen Elsevier B.V., einem (gigantischen) wissenschaftlichen Fachverlag. Grundsätzlich ist einem ja so rein gefühlsmäßig eine staatlich geführte Datenbank sympathischer. Und es ist auch anzunehmen, dass Publikationen aus dem eigenen Hause bevorzugt eingepflegt werden und erst dann Veröffentlichungen von anderen Publishern.  Viel entscheidender: sie ist kostenpflichtig, also nicht frei zugänglich. Universitätsbibliotheken müssen eine Lizenz erwerben, um sie in ihren Datenbankkatalog aufzunehmen. Bei straffer Finanzlage ist EMBASE auch bei weitem nicht in allen deutschen medizinischen Hochschulen gelistet. Auch die Bibliotheken verlassen sich also notgedrungen auf das (bisher) allgegenwärtige Medline.

Kurzfristig bleibt der Fachwelt erst mal nichts anderes übrig als zu hoffen, das es sich bei „Updatepause“ um eine einmalige Angelegenheit handelte. Langfristig wäre eine Alternative aber schon wünschenswert, schon allein um Unabhängigkeit und Verfügbarkeit zu gewährleisten. Eine Lösung könnte zum Beispiel eine Medizinische Datenbank unter dem Dach der WHO sein.

Fazit

Amerika stand kurz vor dem finanziellen Ruin und ich befasse mich hier episch mit der Nebensächlichkeit kurzzeitig nicht aktualisierten, biomedizinischen Datenbanken und Webseiten von U.S. Gesundheitsbehörden?

Nun, mir fehlt der Überbick und die Hintergrundinformationen, was da gerade in seiner Gesamtheit in Amerika passiert. Dazu müssen sich andere auslassen. Nur ein Aspekt irritiert mich: es wird beschwichtigt: das mit dem Shutdown sei alles nur politische Show und die Wirtschaft in den USA stehe gut da. Prima, nur wenn der Staat jetzt schon Pleite ist, wie wird es dann um den Finanzhaushalt stehen, sollte es der Wirtschaft mal nicht so rosig gehen?

Diese Webseite befasst sich mit „Medizin und Neuen Medien“, die Auswirkungen der Krise auf diesen Bereich –und sei er noch so unbedeutend, doch nur für ihn kann ich sprechen– erfüllt mich mit einem sehr unguten Gefühl.

Im internationalen Vergleich mag die amerikanische Gesundheitsbehördenstruktur und Forschungslandschaft etwas aufgebläht erscheinen. Wenn es ans „Priorisieren“ in einer Krisensituation geht, mag da ein Runterschalten für 2 Wochen als Kolateralschaden hingenommen werden. Ich befürchte aber, das jetzt nicht alles weiter geht wie zuvor, sondern dieser Bereich insgesamt zurück gefahren wird.
Ist  die weltweit größte biomedizinische Datenbank in den USA gut aufgehoben? Bisher war der Standort selbstverständlich, ja fast logisch. Früher oder später könnte er zu einem Problem werden.

Wie ist es einzuordnen, wenn ein Staat seine Gesundheitswebseiten, die vermutlich primäre Informationsquelle für den Bürger, 17 Tage lang nicht aktualisiert?

Zusammenfassende Dokumentation Health Sessions auf der re:publica 13

Vom 6.-8. Mai 2013 fand in Berlin zum 7. Mal die re:publica statt. Nach den Jahren 2009, 2010 und 2012 gab es auch in diesem Jahr wieder einige Sessions, die sich speziell mit Gesundheitsfragen auseinandersetzten.

An dieser Stelle möchte ich die Veranstaltungen so genau wie möglich dokumentieren.


Die Sessions


Zukunft der Gesundheitsversorgung: Internetmedizin in Deutschland – Podiumsdiskussion

session internetmedizn Digital-Health cc Kai Nehm

Foto: trau_kainehm@flikr

Es diskutierten:

Miriam Quentin
Vorstand , Bundesverband Internetmedizin

Miriam Quentin ist seit 2005 als PR-Beraterin selbständig und seit 2009 geschäftsführende Gesellschafterin der mediageno Verlags GmbH, einem Tochterunternehmen der Ärztegenossenschaft Nord eG. Zur Kernkompetenz von mediageno gehört die Entwicklung von Internetkonzepten und Mobile Applications für das Gesundheitssystem, zunehmend in Kooperation mit verschiedenen Ärztegruppierungen. Ende 2012 gehörte sie zum Gründungsteam des Bundesverband Internetmedizin, der sich zum Ziel gesetzt hat, der Entwicklung von Internetmedizin im schwierigen deutschen Gesundheitswesen auf die Sprünge zu helfen.

Markus Müschenich
ConceptHealth

Facharzt für Kinderheilkunde und Jugendmedizin Gesundheitswissenschaftler, Master of Public Health Vorstand Paul-Gerhardt-Diakonie (2001-2008) Vorstand Sana Kliniken AG (2009-2012) Managing Partner FLYING HEALTH – Die Startup-Manufaktur (2013) Gründer von ConceptHealth – The Berlin Think Tank in Healthcare (2000) Gründungsmitglied Bundesverband Internetmedizin (2012).

Sebastian Vorberg Sebastian Vorberg, LL.M. (Houston) ist Fachanwalt für Medizinrecht und Gründer der Kanzlei Vorberg & Partner Rechtsanwälte und Steuerberater in Hamburg. Nach dem Studium in Hamburg, Heidelberg und Houston (USA) leitete er zunächst die Rechtsabteilung des Pharmaunternehmens Strathmann AG, um sich 2002 in eigener Kanzlei nieder zu lassen. Heute ist die Kanzlei als eine der größten Medizinrechtskanzleien in Norddeutschland bekannt und hat unter www.medizinanwalt.de und in allen sozialen Netzwerken eine starke virtuelle Präsenz. Neben diversen Artikeln und Veröffentlichungen über Patientensteuerung und Internetmedizin ist RA Vorberg für die Hochschule Hannover Dozent für das Krankenhausrecht im Rahmen der Ausbildung Krankenhausmanagement für Ärztinnen und Ärzte.

Moderation:

Tobias Neisecke
Arzt, Health 2.0 Spezialist, Kurator re:health, Polygon Berlin Verein

Jahrgang 1973. Geboren in Braunschweig. Weitere Stationen: Dortmund bis zum Abitur, Krankenpflegeausbildung in Bayreuth, anschließend in Frankfurt/M berufstätig als Krankenpfleger. Seit 1999 in Berlin, Studium der Humanmedizin an der Charité, Approbation als Arzt im Juni 2006. Zwischen 2006 und 2009 als Entrepreneur mit dem Startup YOUin3D.com GmbH unterwegs, das sich auf Anwendungen und Kommunikationsformen im 3D-Internet spezialisiert hat. Dort auch intensiv mit den Einsatzmöglichkeiten von virtuellen Räumen für medizinische Anwendungen auseinander gesetzt. Von 2010 bis 2012 Projektleiter für IT-gestütztes Innovationsmanagement bei der strategischen Unternehmensberatung Schaltzeit GmbH aus Berlin. Dort auch aktiv als Reviewer und Trendscout für Topics aus den Bereichen Health 2.0 und E-Health. Seit 2013 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an einem Universitätsklinikum, Arbeitsschwerpunkt Telemedizin und eHealth. Tobias war Kurator der re:health12, einem Track der re:publica12 und ist regelmäßiger Speaker auf Konferenzen und Fachtagungen zu den Themen Health 2.0, Gesundheitskommunikation, Web 2.0, New Media und Virtuelle Welten. Er bloggt unter Medizin und Neue Medien.


Soziale Netzweke im ärztlichen Behandlungsraum 

Thomas Schmidt
Freiberufler, netAction

1982 geboren, Elektrotechnik studiert, und nun Frontend-Web-Entwickler und netzpolitischer Aktivist. Seit 2009 Doktorand der Medizinischen Informatik an der TU Braunschweig. Autor und Programmierer bei Wikipedia, mittlerweile Datenvisualisierer für Online-Zeitungen. Session-Info: Kernthese: Ärzte googeln, lesen Blogs und Wikipedia. Wenn sie konkrete Fragen zu einem Behandlungsfall stellen wollen, wählen sie kleine und abgeschlossene Netzwerke wie Mailing-Listen. Die großen kommerziellen Communitys und die mit Qualitätssiegeln geschmücken Verzeichnisse werden von Ärzten mit vielen Patientinnen kaum verwendet. Beschreibung: Wo muss medizinisches Wissen veröffentlicht werden, damit Ärzte davon profitieren? Weiß während einer Behandlung auch die Kollegin vor Ort nicht weiter, wird häufig der Browser geöffnet. Neben Uni und Fortbildungen trägt die ungeplante, informelle Bildung entscheidend zur Qualität der medizinischen Versorgung in Deutschland bei. Wir haben Inhalte veröffentlicht, User getrackt und Ärzte befragt, wie sie sich informieren. Mit beeindruckenden Ergebnissen. Der Vortrag enthält viele grafische Darstellungen des Nutzerverhaltens und von Sozialen Netzen.


Gesundheit im Internet in Zentraleuropa: Status Quo und Innovationspfade

Alexander Schachinger
Gründer und Geschäftsführer, healthcare42

Alexander Schachinger ist Gründer und Geschäfts- führer der Forschungs- und Beratungsagentur healthcare42 in Berlin mit Fokus auf der Analyse und Umsetzung digitaler Patientendienste. Nach dem Staatsexamen und der Tätigkeit als Physiotherapeut am Universitätsklinikum Würzburg studierte er Medienökonomie in Berlin und Toronto und begann seinen Werdegang bei internationalen Digitalstrategieagenturen sowie Arzneimittelher- stellern. Seit 2010 ist er als Forscher und Autor aktiv und berät Unternehmen aus der Gesundheits- und Telekommunikationsindustrie. Aktuell beendet er seine Dissertation zum Phänomen Patienten im Internet an der Humboldt Universität zu Berlin.

Session-Info:

Kernthese:

Unabhängig vom deutschen Gesundheitssystem entstehen digitale Innovationspfade für chronisch Kranke, welche großes Potential haben die medizinische Versorgung zu verbessern.

Beschreibung:

Der Vortrag stellt die Kernergebnisse einer Analyse der 800 meistbesuchten Internetseiten, Communities und Anwendungen zum Thema Krankheit und Gesundheit in den Ländern Deutschland, Österreich und der Schweiz dar.

Innovationspfade, welche völlig neue Dienste für insbesondere chronisch kranke Menschen darstellen werden gesondert visuell beschrieben und Beispiele dargestellt.


Ein Blick in die Zukunft der Personalisierten Medizin

Nicole Ambacher
Co-Founder, ExpertSight

Nicole Ambacher ist Zukunftsforscherin und hat eine Leidenschaft für die Gestaltung von Konzepten der Gesundheitsversorgung, die auch Morgen und Übermorgen noch tragfähig sind. Sie hat Zukunftsforschung im Masterprogramm der Freien Universität studiert und arbeitet seither freiberuflich in Forschung und Wirtschaft. Ihr Fokus liegt auf der Vorausschau im Gesundheitswesen und der Weiterentwicklung von Methoden der Zukunftsforschung für den Einsatz in Unternehmen. Sie hat zuvor Pflegepädagogik studiert und in der Patientenversorgung und Ausbildung von Pflegepersonal in Deutschland, Wales und Gambia in West Afrika gearbeitet. Für ein Start-Up in Berlin hat sie E-Health-Angebote für chronisch kranke Patienten konzeptioniert.

Daniel Knapp
Gründer und Geschäftsführer, ExpertSight

Daniel Knapp ist Ingenieur für Informatik und Digitale Medien. Er konzeptioniert und realisiert seit 15 Jahren Anwendungen für das Internet und legt seinen Schwerpunkt auf die Gründungs- und Wachstumphase von Unternehmen. Seit 2012 arbeitet er als Mitgründer und CEO von ExpertSight an Software zur Vorausschau und forscht zu Fragestellungen der Gesundheitsbranche. Davor hat er an individualisierten Online-Verhaltensschulungen für chronisch kranke Patienten gearbeitet. Er freut sich auf die zukünftigen Einsatzmöglichkeiten von IT zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung.

Session-Info:

Kernthese: Neue Geschäftsmodelle, feste Partnerschaften und Vernetzung zwischen Ärzten, Patienten und Industrie: Die Personalisierte Medizin ist eine der bedeutendsten Innovationen im Gesundheitsmarkt und ermöglicht eine Verbesserung von Diagnostik und Therapie. Doch sie erfordert die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und fester Partnerschaften zwischen bisher nur lose verbundenen Akteuren im Gesundheitswesen. Patienten, Ärzte, Pharmaindustrie und Diagnostikunternehmen müssen sich vernetzen, um neue Geschäftsmodelle zu realisieren. Beschreibung: Die Personalisierte Medizin hat das Potenzial die Gesundheitsversorgung zu verbessern und gleichzeitig das Gesundheitssystem zu entlasten. Im Gegensatz zur herkömmlichen Medizin analysiert sie genetische, molekulare oder zelluläre Merkmale von Patienten und erzielt dadurch eine höhere Passgenauigkeit von Therapie und Diagnostik.Doch bisher fehlt es noch an Konzepten, wie Dienstleistungen und passende Geschäftsmodelle entwickelt werden können. In unserem Vortrag wollen wir die Ergebnisse einer Delphi-Studie zu “Neue Geschäftsmodelle in der Personalisierten Medizin” zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorstellen. Diese Studie wurde im Rahmen des Verbundforschungsprojektes „Dienstleistungspotenziale in der Personalisierten Medizin“ für die Universität Potsdam durchgeführt und wurde vom Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt. Zuerst geben wir einen Überblick über das Konzept der Personalisierten Medizin. Was bedeutet personalisierte Diagnostik und Behandlung und wer kann davon profitieren? Im Anschluss werden Potenziale neuer Geschäftsmodelle in der Personalisierten Medizin aufgezeigt und Auswirkungen auf Forschung und Entwicklung diskutiert. Wie verändern sich Geschäftsmodelle durch die Personalisierte Medizin und welche neuen Partnerschaften können entstehen? Zuletzt wenden wir uns der Rolle des Internets zur der Vernetzung von Akteuren im Gesundheitswesen zu. Welche Rolle spielt das Internet in der Gewinnung von Kunden und als Vertriebskanal für die Personalisierte Medizin? Wir wollen einen Blick in die Zukunft der Personalisierten Medizin wagen und neue Ansätze der Gesundheitsversorgung aufzeigen.


Blended Health – Immer noch nicht gesund durch’s Internet? Zu dumm, zu arm oder hilft es einfach nicht?

Kai Sostmann
Head eLearning department

Kai Sostmann, Studied Human Medicin in Berlin und Naples, Practising as Physician in University children’s Hospital of the Charité since 2001, Head of the eLearning department of the Charité; Focus on: Social Media in Healthcare,Multitouchbased Learning Environments

Session-Info:

Kernthese:

Gesundheitstools im Netz helfen aber nur bei gezielter Anwendung. Internet-Gesundheitskompetenz muss bei den Anwendern_innen vorhanden sein oder entsprechend gefördert werden. Diese Kompetenzen sind gut gebildeten, sozial besser gestellten Schichten vorbehalten.

Beschreibung:

Immer wieder ergeben sich im Internet neue Trends, die den Anwendern vorgaukeln, sie würden in der Breite zu einer Verbesserung der Gesundheit führen. Reine Gesundheitsinformationsseiten haben sich mittlerweile zu respektablen Trägern von relevanten Gesundheitsinformationen gewandelt. Arztsuchdienste helfen uns den richtigen Arzt zu finden. Sogar Soziale Netzwerke tragen zur Rettung der Volksgesundheit bei. Einer der neueren Trends, Quantified Self, hilft dem Einzelnen stärker sich selbst auf gesundes Verhalten aktiv zu kontrollieren. Welche dieser Werkzeuge erzeugen wirklich relevanten Gesundheitsnutzen und welche dienen nur einer weiteren Verteuerung des Gesundheitswesens oder aber einer Umverteilung der Gesundheitsressourcen von bildungsfernen Schichten hin zu gut gebildeten, gut ausgerüsteten, selbstkritischen internetaffinen Bevölkerungsteilen. In einer interaktiven Session werden die Teilnehmer der Session durch die verschiedenen Gesundheitsttools geführt und können selbständig ihren persönlichen Healthscores ermitteln und damit kennen lernen, wie gesund sie sich bereits verhalten, lernen, wie sie durch die Unterstützung des Internet gesünder verhalten können oder Mitmenschen in ihrem Gesundheitsverhalten unterstützen können.


E-Zigarette, der Genuß der aus dem Internet kam

Thomas Andrezak
DJ, Blogger, Enthusiast

 

 

 

Session-Info:

Kernthese:

Die E-Zigarette stellt erstmals eine gesündere und zeitgemäße Alternative für Nikotinabhängige dar, bietet nerdigen Spaß und wurde erstaunlich hart durch Desinformation von Stellen von denen man es nicht erwartete bekämpft, während die Innovation Purzelbäume schlägt.

Beschreibung:

Elektronische Zigaretten sind ein gesünderer und nerdigerer Weg Nikotin zu sich zu nehmen als die sogenannte Analogzigarette. Dabei handelt es sich in den meisten Fällen um einen Akku, der einen Verdampfer befeuert, welcher eine Mischung aus Diskonebel, Aroma und wenn gewünscht, Nikotin verdampft. Das Phänomen E-Zigarette zieht seit ca. 2009, hauptsächlich im Internet vertrieben, seine Kreise. Ausgehend von China, über die USA ist es nun auch zunehmend in Europa angekommen, wo sie sogleich in Gefahr stand, neu, unbekannt, also gefährlich, auch wieder verboten zu werden. Mittlerweile versachlicht sich die Diskussion, aber der Weg dahin war steinig. Währenddessen hat die Innovation Sprünge gemacht und aus dem unscheinbaren Ding, das anfangs versuchte die Zigarette in Form und Funktion nachzuahmen ist ein Gerät geworden, das mal kleiner als eine Zigarette ist, mal Außmaße einer Maglite Taschenlampe annimmt oder gleich ganz futuristisch daher kommt, samt USB Anschluß für den Rechner zum Aufladen und Download der Dampfgewohnheiten zur Ansicht in Apps. Trotzdem befinden wir uns immer noch am Anfang einer Entwicklung, die langfristig Tabak auf die Plätze verweisen kann (kein Passivrauchen, keine stinkenden Klamotten, keine gelben Wände mehr), weswegen ihr auch, angefangen von Furcht um Tabaksteuer bis zu Tabaklobby und sogar Pharmalobby, ein starker Wind entgegenbläst.Diese Geschichte und deren zukünftige Auswirkungen plus die dazu benötigten Gerätschaften von der Zigarettenimitation bis zum Selbstwickler auf Akkuträger möchte ich in meinem Vortrag vorstellen.



Pressespiegel / Blogosphäre


In Arbeit, wird ergänzt…

Der Gesundheitswirt:“ Gesundheit, Medizin und Health 2.0 bei der re:publica 13„, 29.April 2013

moderne-unternehmenskommunikation.de: „K12 @ re:publica 2013 – Tag 3, 10.Mai 2013

autoimmunbuch.de: „Mind the gap: Der lange Weg des Gesundheitswesens ins Netz (re:publica-Rückblick, Teil 1 von 2), 11.Mai 2013

autoimmunbuch.de: „Closing the gap: rp13-Rückblick und Ausblick aufs HealthCareCamp, 13.Mai 2013

detektor.fm: „vox:publica 05/2013-Ein Rückblick auf die re:publica 2013, 13.Mai 2013

Medical-IT-Blog.de: „Internetmedizin, Patienten-Apps und Health 2.0: Gesundheitsthemen auf der re:publica 13„, 24.Mai 2013

BundesverbandInternetmedizin.de: „IIHC und re-publica: Aufbruch in eine neue Welt, 30.Mai 2013

DoSchu.com: „rp13 in/side/out – warum Healthcare auf die re:publica gehört „, 29.Juni 2013

 


Fehlt was?! Gerne Hinweise auf weitere Erwähnungen, Bilder, Videos etc.! Bitte an info.ät.medizin-und-neue-medien.de senden, vielen Dank! Dokumentation wird ständig ergänzt.
Aktueller Stand: 14. Januar 2014.

Weitere Artikel zur re:publica auf medizin-und-neue-medien.de hier.

Der Traum von Professional Mobile Health – und die limitierenden Faktoren der Realität

Kommen mobile Endgeräte im Zusammenhang mit medizinischen Anwendungen zum Einsatz wird von Mobile Health (kurz m-Health). Dabei kann man Professional Mobile Health, also den Einsatz durch medizinisches Fachpersonal in Gesundheitseinrichtungen,  von Consumer Mobile Health abgrenzen. Dies sind zum Beispiel in App Stores verfügbare Apps, die keiner Kontrolle unterliegen und oft auch im Wellness /- Lifestyle-Bereich angesiedelt sind. Klassiker sind Ernährungsberater, Fitnesstrainer, oder Anwendungen zur Erfassung von Messwerten (Blutzucker, Blutdruck) oder Wohlbefinden (Schmerz, Stimmung).

Smartphones & Tablet PCs sind allgegenwärtig  Über die Kitteltaschen des medizinischen Fachpersonals haben sich mobile Endgeräte auch längst in die Kliniken eingeschleust. Und natürlich fragt sich der Arzt auf Station früher oder später, warum diese praktischen kleinen Dinger aus dem Privatgebrauch nicht auch auf Station für Datenerhebung und Dokumentation eingesetzt werden. Auch Patienten nutzen zunehmend Smartphones mit angedockten Sensormodulen oder diverse Apps, um ihre Gesundheitsdaten zu erfassen. Beim Aufnahmegespräch in der Klinik oder in der Hausarztpraxis bleibt dem Arzt dann oft nichts anderes übrig, als sich die digital vorhandenen Werte vom Display auf einen Bogen Papier abzuschreiben.

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Einen Weg des elektronischen Datentransfers vom Endgerät des Patienten zu der medizinischen IT Infrastruktur muss er Schulter-zuckend verneinen. Für Patient (und eventuell den behandelnden Arzt) entsteht so der Eindruck der Rückständigkeit des Gesundheitssystems. Dies bedingt einen zunehmenden Druck „von innen“ auf die IT-verantwortlichen der Krankenhäuser.

Die Industrie steht unter Druck

Dieser Druck wurde postwendend an die Hersteller von Soft- oder Hardware für den Gesundheitssektor weitergegeben. Bedeutet das für diese Anbieter nicht ein neuer Markt?! Bedingt. Erst einmal sind nämlich nicht unerhebliche Investitionen nötig: sie haben von Haus aus nicht die Kompetenzen für mobile Technologien. Das heißt, sie müssen entweder ein spezialisiertes Developer-Team aufbauen oder Know-how und die Entwicklung von extern zukaufen bzw Kompetenzpartner hinzuziehen.

Zum richtigen Zeitpunkt am Start war hier die xonion GmbH: sie hat sich auf Mobile Healthcare IT spezialisiert und bereits zwei Krankenhausinformationssysteme „mobil“ gemacht. Einerseits das von Agfa Healthcare angebotene ORBIS ME!- Mobile Version sowie  MCC.Mobile von Meierhofer.

Leider sind die Krankenhäuser aber oft gar nicht bereit, zum Beispiel für eine mobile Variante des im Einsatz befindlichen Krankenhausinformationssystems (KIS) Geld auszugeben. Dies wird vielmehr vom KIS-Anbieter als „kleine“ Zugabe oder Update voraus gesetzt. Die IT Verantwortlichen der Kliniken stehen in einer guten Verhandlungsposition und sind „Zugaben“ gewohnt, da der KIS Markt heiß umkämpft ist und der Verlust eines Kunden für einen Anbieter schmerzlich ist. Im Umkehrschluss bieten mobile Lösungen aber ein Alleinstellungsmerkmal (USP) und somit Vorteile bei der Neukundengewinnung.

Mobile Health Startups haben es schwer

 Natürlich gibt es auch eine Reihe von Startups, die mit viel Elan genau diesen Markt besetzen wollen. Allerdings treffen sie auf den sehr konservativ geprägten Markt der Health IT. Als neuer „Player“ hat man es dort sehr schwer. Wie bereits erläutert gibt es eh nicht viel Geld zu verteilen und zweitens stellen sich die alten Branchenriesen insgeheim auch quer: immerhin könnte man Mobile Health auch als disruptives Element für ihre bestehenden Ertragskanäle ansehen. Und es lassen sich auch leicht Argumente finden, die Professional Mobile Health in Frage stellen.

Consumer Electronics vs. Medizintechnik

Schließlich muss einem klar sein, dass es sich bei Smartphones oder Tablet PCs schlichtweg um Consumer Electronics handelt, nicht aber um medizintechnische Produkte. Sie sind nicht darauf ausgelegt, die hohen Anforderungen im Klinikalltag an Sicherheit, Robustheit, Desinfizierbarkeit etc. zu erfüllen, und die Hard- und Software kann auch leicht an denn gesetzliche Auflagen oder Normen (CE, ISO, Medizinproduktegesetz etc.) Schiffbruch erleiden. Ebenfalls typisch für Consumer Electronics: die kurzen Lebenszyklen der Produkte. Alle 1-2 Jahre kommt eine neue Produktversion auf den Markt, bestes Beispiel hier das iPhone. Im Jahre wurde es 2007 eingeführt, in diesem Jahr bereits das iPhone 5 vorgestellt. Medizintechnik hingegen ist traditionell auf Langlebigkeit ausgelegt und greift bevorzugt auf altbewährte Technologien zurück. Wie wird man damit im Gesundheitssektor umgehen?! Die mobilen Endgeräte jedes Jahr kostenintensiv austauschen? Oder an einer Version „hängen bleiben“ und damit in 5 Jahren mit dem iPhone5 genauso rückständig erscheinen wie jetzt ohne?!

Erst mit der elektronischen Patientensakte macht Mobile Health richtig Sinn

Wurde früher im Gesundheitswesen alles auf Papier notiert und in Patientenakten gesammelt, werden zunehmend Daten digital erfasst. Diese werden dann wiederum ausgedruckt und der Papierakte hinzugefügt. Das führt jetzt schon zu einer doppelten Buchführung und Verwirrung: man muss oft an 2 Stellen suchen, bevor man einen Befund gefunden hat. Wir haben auch keinen Vorteil, wenn die Krankenschwester auf Ihrem Stationsrundgang Messwerte am Patientenbett ganz „smart“ in den Tablet PC eingibt, diese dann aber anschließend altbacken auch in die Papierdokumentation über tragen muss. Es liegt also ein Medienbruch vor.

Erst wenn die gesamte Dokumentation in der Klinik oder der Arztpraxis digital erfolgt und wird die Blütezeit der mobilen Endgeräte beginnen: nahtlos werden Daten mobil erfasst und an die IT-Infrastruktur übertragen. Alle Informationen stehen jedem mit Zugangsberechtigung in Realtime zur Verfügung.

In der Forschung passiert viel

Theoretisch sind wir schon viel weiter. In unzähligen Pilotprojekten, vor allem aus dem Umfeld der Telemedizin, ist Machbarkeit längst nachgewiesen. Die technischen Hürden lassen sich überwinden. Doch: für welchen Preis? Und: Ist der technische Aufwand gerechtfertigt? Bedeutet der Einsatz von Mobile Health einen wirklichen Benefit für den Patienten? Oder ist es nur eine Luxusvariante und Spielerei für medizinisches Fachpersonal? Sind mobile Endgeräte für das Gesundheitswesen ein must-have oder nur ein nice-to-have?! Die Klärung dieser Fragen wird sicherlich noch einige Jahre in Anspruch nehmen und somit der flächendeckende Roll-out mobiler Technologien im Gesundheitsdienst auf sich warten lassen.

Der Markt der Gesundheits-Apps boomt

Unberührt von den Diskussionen im professionellen Gesundheitsmarkt über Sinn und Zweck von mobilen Anwendungen explodiert das Angebot von Gesundheits-Apps. Schätzungen rechnen mit 100.000 Mobile Health Apps für Ende 2012. In einer unüberschaubar gewordenen Flut an Anwendungen wird es für den Nutzer auch immer schwerer adäquate Produkte in seinem App Store zu finden. Die Qualität schwankt sehr  stark und wirklich gute Anwendungen leider eher selten zu finden.

Zusammengefasst habe ich meine Überlegungen zu Mobile Health auch in einem Impulsvortrag beim 1.Barcamp Health IT in Berlin, hier meine Folien: